Meisterangler Steve Gardener am Fluss Lane

Teile die Seite, wenn sie dir gefällt. Danke

Wenn Steve Gardener nicht für die englische Nationalmannschaft fischt, arbeitet er für das Dorking Team – eine Angelmannschaft in Südengland

Spät im Juni gingen wir mit Steve Gardener an das südliche Ufer des Flusses Lane, auf der gegenüberliegenden Seite von Glover’s Island. Der Angelplatz liegt an einer Flussbiegung, und das Ufer ist hier mit großen Steinen gegen die Wucht der Strömung geschützt. Unterhalb des Ufers wird der Grund des Flusses kiesig. Am Ufer gibt es in unregelmäßigen Abständen Stufen, die ins Wasser führen.

Diese Treppen waren ursprünglich für die Treidel-Fischerei gebaut worden, heute sind sie ideal zum Angeln. Wenn der Fluss langsam mit der Tide steigt, dann steigt der Angler ein paar Treppenstufen höher.

Das Wetter zum Fischen war perfekt: Es war warm, windstill und bedeckt. Das Wasser hatte auch die richtige grüne Färbung; Steve war sicher, dass er einen guten Fang landen würde.

Steve Gardener

Wenn Steve Gardener nicht für die englische Nationalmannschaft fischt, arbeitet er für das Dorking Team – eine Top-Angelmannschaft in Südengland. Steve Gardener wird auch die „Dorking Fangmaschine“ genannt.

 

7.00 Uhr Hochwasser

Die Tide hat ihren Höchststand erreicht, und der Fluss geht bis zur obersten Stufe, als Steve sein Angelgerät montiert.

Er fischt mit einer 6,5 m langen Kopfrute. Die steife Aktion ist ideal für den Fang von Hasel in dem fließenden Gewässer. Die Hauptschnur trägt 0,9 kg.

Das Vorfach trägt auch 0,9 kg, es hat allerdings einen geringeren Durchmesser, denn es ist eine extra starke Schnur. Das Vorfach ist 45 cm lang. Wäre es nur ein bischen kürzer, würde es bei einem Anhieb an der steifen Kopfrute reißen, sagt Steve Gardener. Der Haken hat die Größe 18, ist von einer mittleren Stärke und hat einen kleinen Widerhaken (Micro barbe).

Die Hauptschnur und das Vorfach sind genauso lang wie die Kopfrute, so dass der Haken mit der Hand gefaßt werden kann, wenn die Kopfrute hochgehoben wird.

Steve Gardener wählt eine Pose, die oben und unten befestigt wird, und einen Körper aus Papyrus hat. Die Pose hat eine größere Tragkraft als eine Balsaholz-Pose. Deshalb trägt diese Pose im Vergleich zu ihrer Körpergröße mehr Blei. Der wulstige Körper der Pose erlaubt, die Pose im Strom zurückzuhalten, ohne dass sie aus dem Wasser gezogen wird.

Die Pose ist mit einer Nr. 8 Olivette ausgebleit. Ein dünner Silikonschlauch in der Olivette schützt die Schnur. Mit einem sehr kleinen Plastikstäbchen wird die Olivette auf der Schnur festgesetzt. Die Olivette sitzt genau über dem Vorfach. So ist kein Blei am Floß, und Steve kann die ganze Montage sehr schnell aus dem Handgelenk werfen, ohne dass sich etwas verheddert. Würde Steve normale Wettkampfposen aus Balsaholz mit einer Metallantenne benutzen, wäre das nicht möglich. Die Montage würde sich verheddern.

Unterhalb der Olivette befinden sich noch drei Nr. 8 Schrote. Diese drei Schrote erlauben Steve, die Montage den jeweiligen Beißgewohnheiten der Hasel anzupassen. Steve beginnt, indem er die drei Nr. 8 Schrote in gleichem Abstand zwischen der Olivette und dem Haken verteilt. Viele Angler benutzen die sehr kleinen Nr. 10 Schrote, aber Steve mag diese kleinen Schrote nicht. Nach seiner Erfahrung sind damit die Bisse nicht leicht zu erkennen. Steve Gardener beginnt seinen Angeltag mit der Kopfrute, aber er montiert auch eine Wagglerrute. So kann er, wenn er später möchte, die Rute schnell wechseln, ohne neu montieren zu müssen und ohne dass die Fische seinen Angelplatz verlassen.

Steve Gardener

Steve Gardener landet einen Hasel, den er mit dem Waggler gefangen hat. Er fischt an der Themse bei Richmond. Die tidenabhängige Themse geht hier bei Flut bis zum oberen Ende der Stufen. 

 

7.30 Uhr Die Tide kippt

Die Tide in der Themse ist gekippt, das Wasser läuft ab und reicht jetzt bis zur 4. Stufe.  Steve Gardener angelt im Stehen, das Floß treibt etwa 5 m vom Ufer entfernt ab. Steve hat mit einem Lotblei eine Tiefe von ungefähr 2,5 m ermittelt. Er ködert eine einzelne große weiße Made an und beginnt zu fischen.

Er füttert mit etwa zwei Dutzend Hanf-Körnern an und derselben Menge weißer Maden, die er mit der Hand einwirft. Die Strömung ist sehr stark, das Anfutter muss weit stromauf geworfen werden. Maden sind leichter als Hanf. Deshalb wirft Steve die Maden etwa 5 m oberhalb der Angelstelle ein, den Hanf dagegen nur 2 m oberhalb der Angelstelle.

Steve Gardener möchte, dass Hanf und Maden gleichzeitig den Gewässergrund erreichen, und zwar in der Höhe seines Standortes. Im Idealfall sammeln sich die Hasel an dieser Stelle. Bei einem Biss bildet die Leine zwischen der Spitze der Kopfrute und der Pose eine gerade Linie. So kann er schnell anschlagen, den Fisch mit einer einzigen Bewegung aus der Schule ziehen und mit der anderen Hand fangen. Beim dritten Wurf hat Steve den ersten Biss. Aber der Anschlag geht daneben, wie auch bei den folgenden Bissen. „Dies passiert oft“, sagt Steve, „wenn sich viele kleine Fische um den Köder drängeln, ohne ihn richtig zu nehmen.“

Steve Gardener

Steve Gardener befreit einen typischen Richmond-Hasel von 85 g mit einem Hakenlöser vom Haken. Die meisten Hasel haben diese Größe, aber es gibt auch „Hering“-Hasel bis zu 280 g. 

7.40 Uhr Die ersten Fische

Steve Gardener fängt seinen ersten Fisch – ein 85 g Hasel. Ein kleiner Barsch und einige weitere Hasel folgen, dann kommt ein knapp 300 g schwerer Brassen, der erste Brassen, den Steve je in Richmond gefangen hat. Die Bisse kommen jetzt besser, aber immer noch sehr schnell, und sie sind schwer zu parieren.

 

Dauernd an füttern

„Das Geheimnis, Hasel an einer Strecke wie in Richmond zu fangen, liegt in der konstanten Anfütterung“, sagt Steve. „Was man auch immer macht, man darf nie vergessen, fortwährend anzufüttern. Wenn man das Anfüttern nur einmal stoppt, verlassen die Hasel sofort den Anfütterplatz.“

 

Anfüttern für die kurze Kopfrute

Für das Anfüttern in schnell fließendem Wasser muss man wissen, wohin man das Futter wirft; denn das Futter muss nach dem Absinken die Fische am Boden erreichen. Korrektes Anfüttern ist bei tidenabhängigen Gewässern eines der größten Probleme, weil die Fließgeschwindigkeit mit der Tide wechselt. Die Situation wird noch komplizierter, wenn man mit verschiedenen Ködern anfüttert; denn einige Köder sinken langsamer als andere. Zu Beginn des Angeltages warf Steve die Anfüttermaden etwa 2 m oberhalb des Hanfsamens ein, so dass beide Lockköder, Maden und Hanf, die etwa 5 m entfernt stehenden Hasel gleichzeitig erreichten.Steve Gardener

 

8.00 Uhr Das Wasser ebbt

Die Ebbe setzt jetzt sehr schnell ein, und Steve Gardener muss die Montage immer wieder flacher stellen. Er fängt weiterhin etliche Hasel, aber sie sind nur klein. Er verpasst Bisse und verliert einige Fische. Das Wasser läuft nun langsamer ab, und die Hasel kommen näher an den Angelplatz. Er füttert deshalb nicht mehr stromauf, sondern direkt vor dem Angelplatz an.

Er stellt seine Montage flacher ein, probiert einen kleineren Haken (Größe 19), montiert ein weiteres kleines Schrot und füttert keinen Hanf mehr an. Da das alles nicht mehr Fische bringt, füttert Steve doch wieder mit Hanf an.

Steve Gardener

Bewahren Sie die Maden in einer Schürzentasche auf, wenn Sie mit der Kopfrute im Wasser stehen. So müssen Sie sich nach der Madenbox nicht bücken. 

8.30 Uhr An der unteren Stufe

Der Gezeitenstrom wird noch langsamer, und der Fluss ist jetzt an der unteren Stufe. Das Wasser ist nur noch 1,50 m tief, in einer Entfernung von 5 m vom Ufer. Steve fängt kleine Barsche, Rotaugen, einen Aal und weiter Hasel. Außerdem probiert er jetzt Wicken samen am Haken, um ein großes Rotauge zu fangen. Es beißt auch ein 230 g Rotauge, aber erst nach langem Warten, so dass er wieder auf die einzelne Made am Haken zurückgeht.

270 g Hasel auf zwei Würfe – das ist das Signal, dass eine Schule großer Hasel angekommen ist. Steve plagt sich trotzdem weiter mit verpassten Bissen.

 

8.45 Uhr Die Tide kippt

Das strömende Wasser stoppt plötzlich. Die Tide kippt. Wenn die Ebbe an diesem Fluss eintritt, wird ein Wehr geschlossen, so dass die Wassertiefe gehalten wird. Steve Gardener fängt noch einige Hasel, aber bald sind es nur noch Barsche und Rotaugen.

 

Der Trick mit dem Setzkescher

Steve Gardener

Hasel sind quicklebendig und können aus dem Setzkescher springen, wenn die Öffnung zu niedrig liegt (links). Das Problem wächst, je mehr Hasel im Setzkescher sind, denn sie sammeln sich am Ausgang des Setzkeschers. Um das zu verhindern, muss der erste Ring des Keschers weit aus dem Wasser ragen. Dann kann man dort auch die Rute ablegen (mitte).

Ist das wegen der Uferbeschaffenheit nicht möglich, empfiehlt Steve Gardener, die Öffnung des Keschers mit einem Gummiband zu verkleinern. Das Loch ist groß genug, um die Hasel leicht in den Kescher zu setzen (rechts). Setzkescher werden beim englischen Matchfischen und auf internationalen Wettbewerben eingesetzt.

 

 

10.30 Uhr Zeit für den Waggler

Steve Gardener bekommt weiter Bisse von Haseln, aber sie sind sehr schwer anzuschlagen. Er versucht, mit mehr Hanf die Fische auf den Boden zu locken, ohne Erfolg. Die Hasel scheinen sich außerhalb der Reichweite der Kopfrute aufzuhalten. Es ist Zeit für die Wagglerrute.

Mit dem Waggler kann Steve weiter entfernt fischen und versuchen, die Hasel wiederzufinden. Er kann auch eine größere Wasserfläche abfischen. Die Waggler-Pose zeigt Bisse besser an. Das ist wichtig, wenn die Fische den Köder auch schon beim Absinken nehmen.

Zum Wagglerangeln nimmt Steve eine Rute mit einer weichen Aktion, um einen kleinen Haken und eine sehr dünne Leine einsetzen zu können. Wenn er sehr viele kleine Fische fangen will, so wie heute, benutzt Steve gern die geschlossene Kapselrolle. Mit einer offenen Stationärrolle müsste er ständig kontrollieren, ob sich die Schnur um den Schnurfangbügel verheddert hat. Das kostet zu viel Zeit.

Steve Gardener arbeitet mit einer Hauptschnur von 0,9 kg Tragkraft, das 45 cm lange Vorfach hat eine Tragkraft von 0,45 kg. Er nimmt einen widerhakenlosen Haken, der Größe 18. Beim Fischen mit der Kopfrute ist die Schnur zwischen der Spitze der Rute und dem Haken immer gespannt. Deshalb ist der Anhieb mit Kopfrute direkt, und ein Haken, der einen Widerhaken hat, kann leicht eindringen. Beim Wagglerfischen ist mehr Schnur zwischen der Rutenspitze und dem Floß. Ein Anhieb hat auch noch den Schnurbogen zwischen Rutenspitze und Pose auszugleichen.

Bei diesem indirekten Anhieb mit der Wagglerrute dringt deshalb ein widerhakenloser Haken besser in das Fischmaul ein. Steve wählt einen kleinen Waggler, der mit drei BB Schroten am unteren Ende befestigt wird, und noch fünf Nr. 8 Schrote trägt. Die drei BB Schrote, mit denen der Waggler fixiert wird, lassen ihn etwa 5 cm aus dem Wasser gucken. Steve klemmt vier der fünf Nr. 8 Schrote in 5 cm Intervallen oberhalb des Vorfaches an. Auf diese Weise erkennt er leicht, wenn die Fische den Köder schon beim Absinken nehmen.

Das 5. Nr. 8 Schrot wird auf das Vorfach geklemmt, etwa 20 cm oberhalb des Hakens. Diese 5 Nr. 8 Schrote zusammen mit den 3 BB Schrote lassen dann nur noch 5 mm der Wagglerspitze aus dem Wasser schauen. Steve füttert 10 m vom Ufer entfernt an. Er fängt Hasel auf eine einzelne Made am Haken. Ab und zu macht er einige kurze Würfe und fängt dann Rotaugen und Barsche in Ufernähe.

Steve Gardener

Für seine Waggler-Montage suchte sich Steve eine schlanke Pose aus Balsaholz mit einer dünnen Antenne. Die 3 BB Schrote am Fuß des Wagglers lassen etwa 5 cm der Antenne aus dem Wasser schauen. So werden Bisse erkannt, wenn Fische den Köder schon im Absinken nehmen.

12.00 Uhr Boote kommen

Jetzt kommen einige Boote. Steve Gardener  meint, dass die Angler mehr als die Fische gestört werden. Als ob der Fisch ihn bestätigen wollte, fängt Steve einen 1 Pfund schweren Barsch, der größte Fisch des ganzen Tages. Er biss gerade, als ein Boot vorbeigezogen war. Der Wechsel zur Wagglerrute war also erfolgreich.

Steve Gardener

Steves Montage

Steve Gardener klemmt vier Nr.8 Schrote in 5 cm Abständen unterhalb des Vorfaches auf die Hauptschnur. Mit dieser Bebleiung kann er besser erkennen, wenn die Fische den Köder schon beim Absinken nehmen.

 

13.00 Uhr Mittag

Der Tagesfang ist beeindruckend. Steve Gardener hat mehr als 14 kg Fisch gefangen – über 100 Fische im ganzen. Dafür brauchte er nur 1 Liter Hanf und 1 Liter Maden: ein Beweis dafür, welche Erfolge möglich sind, wenn Taktik, Erfahrung, Gewässerkenntnisse und Geschicklichkeit zusammenkommen.

Maden: frisch und groß

„Frische, quicklebendige Maden sind das wichtigste für den Fang von Haseln“, sagt Steve Gardener. „Und suchen Sie die größten Maden heraus. Mit diesen großen Maden am Haken werden die Hasel gefangen.“

Steve Gardener

Ein zufriedener britischer Angler. Steve Gardener konnte 14 kg Fisch fangen – meistens Hasel, Rotaugen, Barsch und eine Rotfeder, ein kleiner Brasse und einige Aale. Mit diesem Fang hätte Steve Gardener fast alle britischen Angelwettbewerbe gewinnen können. 

 

Vorsicht vor den Wellen von Booten

Boote, die auf Flüssen wie der Themse fahren, verursachen große Wellen. Diese Wellen sind stark genug, um das Angelgerät, das am Ufer liegt, plötzlich wegzuwaschen. Diese Wellen können auch einen Setzkescher vom Ufer wegschlagen. Man sollte deshalb nicht benutzte Angelgeräte in einer sicheren Entfernung lagern.

 

Weitere Meister-Angler
  1. Meister Angler Dave Harrel in Twyford am Avon
  2. Meisterangler Matthias Rebaschus am Feenteich
  3. Meisterangler Tom Pickering in Fleets Dam
  4. Meister-Angler Ivan Marks in Mallory Park
  5. Angler Alan McAtee am Chorlton Water Park.
  6. Angler Mark Downes beim Angeln am Grand Union Canal
  7. Angler John Watson beim Winterangeln am Wensum
  8. Angler Dewi Evans beim Äschen angeln am Bala Lake
  9. Angler Carsten Wagner zeigt erfolgreiches Trolling-Fischen