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Hybriden der Karpfenfamilie sind bemerkenswerte Mischungen aus verschiedenen Arten innerhalb dieser Fischfamilie
Hybriden der Karpfenfamilie sind Ergebnisse von Kreuzungen verschiedener Arten innerhalb dieser Fischfamilie. Durch gezielte Zucht oder natürliche Vorgänge entstehen Hybriden mit einzigartigen Merkmalen, die sowohl von ihren Elternarten als auch von den Umweltbedingungen beeinflusst werden. Viele Angler behaupten, sie könnten jede Mischform sofort bestimmen. Doch in Wirklichkeit ist es keineswegs so einfach. Wir haben deshalb den Wissenschaftler Colin Pitts um Aufklärung gebeten.
Hybriden der Karpfenfamilie oder Bastarde sind keine echten Vertreter irgendeiner Gattung, sondern eine Kreuzung aus zwei Fischarten. Die meisten Friedfischangler interessieren sich für die Frage, ob Hybride oder nicht, meistens erst dann, wenn es um die Anmeldung eines möglichen Rekord Fisches geht.
Ein Rotauge-Rotfeder-Mischling darf natürlich nicht als neuer deutscher Rotaugen-Rekord gefeiert werden. Es gibt unterschiedliche Hybriden unter den Karpfenartigen, so z.B. auch einen Ukelei-Döbel-Hybriden. Viele dieser Mischformen sind seit Jahrzehnten bekannt, aber erst in neuerer Zeit hat man neun unterschiedliche Kreuzungen zweifelsfrei bestimmen können.
Es ist verständlich, wenn man diesen 1,5 kg schweren Fisch für eine Rotfeder hält. Aber weit gefehlt! In Wirklichkeit handelt es sich um einen Rotfeder-Brassen-Hybriden. Trotz seiner Größe ist der Fisch möglicherweise gar nicht alt, denn Hybriden wachsen rasch heran.
Kennzeichen für Hybriden der Karpfenfamilie
Wie so ein Hybride aussieht, richtet sich natürlich nach seinen Eltern. Das Ergebnis aus zwei recht unterschiedlichen Elterntieren, wie z. B. Rotauge und Brassen, ist ziemlich deutlich eine Mischung aus beiden. Dies macht die Bestimmung recht einfach.
Bei anderen Paarungen kann es viel schwieriger sein. Rotaugen und Rotfedern sehen einander sowieso schon so ähnlich, dass selbst erfahrene Angler sie manchmal verwechseln. Um so aussichtsloser ist es, einen Hybriden aus beiden Arten erkennen zu wollen. Zu einem eindeutigen Ergebnis kommt man nur, wenn man den Fisch tötet und seine Schlund Zähne betrachtet.
Bei anderen Hybriden gibt es einfachere Wege der Bestimmung. Kreuzungen aus Rotaugen und Brassen haben 15 -19 Strahlen in der Afterflosse; dies entspricht etwa dem Mittelwert zwischen Rotaugen mit 9 -12 Flossenstrahlen und Brassen mit 24 – 29.
Das Verhalten von Hybriden ähnelt oft dem beider Elternteile, besonders das Freßverhalten. Andererseits gibt es auch Unterschiede: Hybriden neigen zu schnellerem Wachstum und wer-den häufig auch größer als ihre Eltern. So erreichen Rotaugen-Brassen-Mischlinge relativ schnell Größen von 3,6 kg.
Was um alles in der Welt ist hier passiert? Es scheint eine Karausche mit einem Schleierschwanz zu sein. Ist es ein Goldfisch-Hybride oder nur eine Laune der Natur?
Rotfedern angeln (Video)
In welchen Gewässern sind Hybriden der Karpfenfamilie beheimatet?
Es scheint, als ob in Gewässern, die von Menschenhand verändert wurden, eher Hybriden anzutreffen sind als in naturbelassenen. Ausbaggerungen, Begradigungen, Zerstörung der Wasserflora, Einführung neuer Arten und Überbesatz führen unter den Fischarten zu einem erhöhten Konkurrenzkampf um die Laichplätze.
Dadurch werden während der Laichzeit die unterschiedlichen Arten der Karpfenartigen enger zusammengedrängt, und es wird wahrscheinlicher, dass es zu Kreuzungen zwischen den Arten kommt. In naturbelassenen Gewässern hingegen entstehen Mischformen nur selten.
Viele Hybriden sind fruchtbar. Sie können also eine zweite Generation von Hybriden erzeugen. Dies ist eine Besonderheit von Fischen, denn die Kreuzungen zwischen anderen Tierarten sind meist unfruchtbar, wie das Maultier. Ein Hybride wird sich während der Laichzeit höchstwahrscheinlich wieder unter eine seiner Elternarten mischen, so dass seine Nachkommen Kreuzungen aus Hybrid und Reinrassig sind – und so weiter.
Hybriden der Karpfenfamilie. Farbe und Maul Form können bei der Bestimmung Hinweise geben, leider keine verlässlichen. Von oben nach unten: Rotauge, Rotfeder und Rotauge-Rotfeder-Hybride.
Die Mischungsverhältnisse der Gene werden also immer komplizierter. Man muss sich sogar mit dem Gedanken anfreunden, dass keine der Hybriden produzierenden Arten unter den Karpfenartigen mehr reinrassig vorkommt.
Vielleicht haben „Rekordfische“ tatsächlich irgendwo in ihrem Stammbaum einen großwüchsigen Hybriden versteckt. Zur Zeit weiß man leider noch zu wenig über das Laichverhalten von Hybriden – sei es untereinander, sei es in bezug auf ihre Elternarten. So muss man sich auf die Feststellung beschränken, dass unter den Karpfenartigen anscheinend alles möglich ist.
Unterscheidungsmöglichkeiten der Hybriden der Karpfenfamilie
Man muss wissen, worauf man achten muss, wenn man einen Hybriden von seinen Eltern unterscheiden will. Eine verlässliche Methode bei der Bestimmung von Rotaugen-Brassen-und Ukelei-Döbel-Hybriden ist das Zählen der Strahlen in der Afterflosse und der Schuppen entlang der Seitenlinie.
Dies funktioniert nicht bei Hybriden von Arten, die sehr ähnliche Anzahlen von Flossenstrahlen und Schuppen haben, wie z. B. Rotauge und Rotfeder.
Kreuzungen
Bis jetzt sind 9 Kreuzungen unter den Karpfenartigen zweifelsfrei bestimmt worden. Einige von ihnen sind allerdings sehr selten:
- Rotauge-Brassen
- Rotfeder-Brassen
- Ukelei-Döbel
- Rotauge-Döbel
- Döbel-Rotfeder
- Rotauge-Rotfeder
- Brassen-Güster
- Rotauge-Güster
- Karpfen-Karausche
Hybriden der Karpfenfamilie. Dieser Fisch ähnelt sehr einem Brassen, ist aber ein Rotauge-Brassen-Hybride. Solche Hybriden haben häufig die rötlichen Flossen vom Rotauge und die hochrückige Körperform vom Brassen.
Schlund Zähne Rotfeder
Rotauge-Rotfeder-Hybride
Rotauge
Hybriden der Karpfenfamilie. Die Schlund Zähne sind beim Rotauge ohne Riffel. Die Schlund Zähne geben Aufschluss darüber, ob es ein Rotauge, eine Rotfeder oder ein Hybride ist.