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Angler Mark Downes kennt den Kanal sehr gut Allerdings hat er noch nie oberhalb der „Rising Lane Bridge“ gefischt, wo wir uns heute hinbegeben.
Angler Mark Downes. Am Grand Union Canal in der Nähe von Rowington in Warwickshire werden regelmäßig Wettkämpfe abgehalten. Von der „Rising Lane Bridge“ aus fällt uns eine vielversprechende Angelstelle mit einem überhängenden Holunderbusch auf. Der Treidelpfad ist nach drei Monaten Ruhepause stark überwachsen, doch müssen wir nicht weit gehen. Sobald sich eine Wolke vor die Sonne schiebt, wird es spürbar kühler. „Ich habe noch keinen einzigen Fisch steigen sehen“, sagt Mark. Das Wasser ist ruhig. „Sehr viele Boote sind heute nicht unterwegs, doch ab und zu sollte schon eins vorbeikommen, damit das Wasser ein wenig durcheinandergewirbelt wird.“
8:20 Uhr Angriff von drei Seiten
Schon nach wenigen Minuten kann sich Angler Mark Downes mit Hilfe der Stipprute und des Lotbleis ein Bild vom Grund des Kanals machen. Er hat einen mehr oder weniger symmetrischen Querschnitt.
Mark beabsichtigt, in der Mitte der ufernahen Bodenplatte in etwa 75 cm Wassertiefe mit einer 3 m langen Rute zu angeln, hauptsächlich auf Gründlinge; außerdem in der Mitte der gegenüberliegenden Bodenplatte, ebenfalls etwa 75 cm tief, mit einer 9 m langen Stipprute auf Brassen; schließlich will er es direkt unter dem Gebüsch am anderen Ufer mit einer 13 m langen Rute auf Rotaugen versuchen.
Angler Mark Downes wird die drei Stellen abwechselnd befischen, damit jeder Abschnitt eine Zeitlang in Ruhe gelassen wird.
Befischt man eine Stelle ununterbrochen über längere Zeit, kommen die Fische nur selten wieder zurück. Zum Angeln mit der kurzen Stipprute füttert er mit zwei harten, golfballgroßen Grundköder-kugeln an, die mit Maden vollgepackt sind. Sie sinken direkt zum Grund, brechen nach ein paar Minuten auf und erzeugen einen Futterteppich.
Die Futterkugeln wirft Mark kurz vor seiner eigentlichen Angelstelle ein, damit das Futter auf dem abfallenden Kanalbett hinabrollt.
Als nächstes füttert er die Stelle für seine 9-m-Rute an, diesmal mit vier mandarinen-großen Grundköderbällchen. Zwei davon sind fest, die anderen jedoch so weich, dass sie schon beim Auftreffen auf das Wasser auseinanderbrechen und dann als bauschige Futterwolke absinken.
Auch diese Grundköderkugeln sind mit Maden vollgepackt, und wieder nutzt Angler Mark Downes das natürliche Gefälle des Kanalbetts aus und wirft die Kugeln diesmal ein wenig hinter seinen eigentlichen Angelplatz.
Schließlich schleudert er noch vier große Becher Caster (verpuppte Maden) direkt unter den Holunderstrauch am anderen Ufer. Den ganzen Vormittag über füttert Angler Mark Downes an allen drei Stellen regelmäßig an, je nachdem, welche von ihnen er gerade beangelt.
Für die kurze Stipprute füttert er bei jedem Wurf daumennagelgroße Grundköderbällchen mit nur wenigen Maden an. Dieser Köder ist weich und kann daher beim Absinken jederzeit einen vorbeischwimmenden Barsch oder ein Rotauge anlocken.
Angler Mark Downes ist Mitglied der englischen Nationalmannschaft und Kapitän der „Browning Starlets“, einer der erfolgreichsten Mannschaften Großbritanniens. Er beherrscht sämtliche Angelmethoden und fühlt sich beim Brassenangeln in Irland genauso wohl wie beim Gründlingsfang am zugefrorenen Midland-Kanal
9:00 Uhr Zaghafte Bisse
Angler Mark Downes beginnt mit der kurzen Stipprute und ködert ein Pinkie an. Aufmerksam beobachtet er die Pose. Als sie fast unmerklich untertaucht, schlägt Mark an, verpasst den Fisch und findet einen unberührten Köder vor. Mit einem frischen Pinkie versucht er sein Glück erneut.
Die Pose sinkt etwas halbherzig ab, und zum Vorschein kommt ein schlammfarbener Kaulbarsch. Mark zupft nun ein wenig an der Pose, um die Fische anzulocken, doch die Gründlinge spielen nicht mit.
Er legt die kurze Stipprute beiseite und versucht sich an der 9-m-Stipprute, wobei er einen Pinkie anködert. Die Pose taucht sofort ab, doch Mark verpasst auch diesen Biß.
Beim nächsten Einwerfen erliegt ein kleines Rotauge der Versuchung. „Jetzt bekomme ich Bisse und sehe sie noch nicht einmal. Normalerweise stürzen sich die kleinen Rotaugen auf den Köder, aber momentan kommt es mir vor wie im Winter.“
Ein Bild der Konzentration. Angler Mark Downes beim Angeln mit der langen Stipprute am Grand Union Canal. Da er in den Midlands zu Hause ist und die Region wie seine Westentasche kennt, hat er stets die Qual der Wahl, für welchen Angelkanal er sich entscheiden soll.
9:45 Uhr Auf und davon
Mark wendet sich wieder der kurzen Stipprute mit einem einzelnen Pinkie als Köder zu. Die Pose gleitet davon, und nach kurzem Hin und Her keschert er ein Rotauge von 115 g. Er schiebt die Olivette an der Schnur hinauf, bekommt aber keine weiteren Bisse. „Offensichtlich haben sich die anderen auf und davon gemacht, als ich den einen Fisch gefangen habe.“
Als Mark die Olivette wieder nach unten verschiebt, bekommt er bei jedem Wurf einen Gründlingsbiß. Bald hat er sechs Stück. Die Gründlinge nehmen den Köder, sobald er am Grund angelangt ist. „Diese Fische sind eindeutig gezielt auf Futtersuche.“ So groß die Versuchung ist, den Schwarm ganz auszuschöpfen, weiß Mark, dass es auf lange Sicht mehr bringt, wenn er die kurze Stipprute nach jedem halben Dutzend Gründlinge erst einmal beiseite legt.
Er beschäftigt sich nun wieder mit der 9-m-Rute und fängt auf einzelne Pinkies mehrere Rotaugen. Beim nächsten Wurf, diesmal mit zwei Pinkies, taucht das Floß ab, und es schießen mehrere Meter Elastikband aus der Rutenspitze heraus.
Marks Stippangel-Posen und -Rigs
Rig für die kurze Stipprute:
Beißen die Gründlinge zaghaft oder sind Rotaugen und Barsche in der Nähe, schiebt man die Olivette vom Haken weg an der Schnur aufwärts und verteilt die Senkschrote besser.
Rig für die 9-m-Stipprute:
Bei dieser und der beim Angeln mit der kurzen Stipprute verwendeten Pose hat er die Nylon-Antenne durch etwas dickere Bambusstücke ersetzt, um Bisse beim Absinken besser zu erkennen.
Rig für die 13-m-Stipprute:
Zum Angeln auf große Rotaugen mit Castern benötigt man in dermaßen flachem Wasser lediglich eine ganz winzige Pose. Ködert man Caster wie Maden an, verpasst man weniger Bisse.
10:00 Uhr Eine große Güster
„Deswegen sind wir eigentlich hier. Eine große Güster“, sagt er. Der Fisch ist gut in Form, doch Angler Mark Downes lässt den Elastikzug die Arbeit machen, zerlegt die Rute ganz professionell und keschert den 570 g schweren Fisch gleich beim ersten Versuch. Um den Schwarm nicht zu verscheuchen, wendet sich Mark wieder der kurzen Stipprute zu. Die Gründlinge sind immer noch da und fressen wie zuvor.
An der 9-m-Stipprute verliert Angler Mark Downes eine kleine Güster direkt am Unterfangkescher. Beim nächsten Versuch bekommt er einen Gründling an den Haken, dann noch einen. Die Güstern sind verschwunden.
Eine große Güster wird gekeschert. Angler Mark Downes hat den Kescher unten angewinkelt, biegt ihn jedoch am Ende des Angeltages wieder zurück.
10:25 Uhr Versuch mit Castern
Jetzt wird es Zeit, unter dem Holunderstrauch einen Versuch mit Castern zu unternehmen. Die Pose unter dem Gebüsch zuckt zweimal, verschwindet dann, und sofort blitzt es hell auf. Angler Mark Downes hat ein Rotauge gehakt. „So gefällt mir das schon besser“, sagt er und keschert den gedrungenen Halbpfünder.
In rascher Folge kommen noch zwei weitere Rotaugen in den Unterfangkescher, als auf einmal ein dunkler Rücken unter dem Gebüsch die Wasseroberfläche durchbricht – ein Karpfen!
Eilig montiert Angler Mark Downes eine Quivertip (Zitter-spitzen-Rute) mit einer 1,4-kg-Schnur, einem 40 cm langen Vorfach mit einer Tragkraft von 1,1 kg und drei SSG-Bleien an einem 15 cm langen Seitenarm.
Er beködert den geschmiedeten Haken Größe 18 mit zwei Maden und wirft dicht vor das Gebüsch. Die Minuten verstreichen – da biegt sich die Quivertip durch. Mark schlägt an, und die Rute beschreibt einen Bogen. Es ist jedoch nur ein kleiner Barsch.
Diese 570 g schwere Güster nahm zwei Pinkies an der 9 m langen Stipprute über dem zur Mitte hin abfallenden Kanalgrund. Angler Mark Downes hatte eine kleinere Güster direkt am Kescher verloren, dann fuhr ein Boot vorbei und trieb den Schwarm auseinander, bevor die Fische sich mit dem Grundfutter beschäftigen konnten.
11:30 Uhr Eindeutig ein Karpfen
Angler Mark Downes arbeitet nun wieder mit der langen Stipprute, und die Rotaugen stehen unter dem Holunderstrauch geradezu Schlange, als plötzlich die Pose zum x-ten Male verschwindet und etwas viel Größeres dran ist. Eine Zeitlang kreist der Fisch unentschlossen unter der Rutenspitze im Wasser, und Mark denkt schon an einen großen Brassen.
Da schießt der Fisch wie eine Rakete davon, und Angler Mark Downes läuft auf dem Treidelpfad hinterher. „Eindeutig ein Karpfen. Er hat gemerkt, dass er gehakt ist.
Das Problem ist nur, dass der Elastikzug wahrscheinlich zu schwach ist.“ Fünf Minuten später ermüdet der Fisch und lässt sich in den Unterfangkescher führen. Er wiegt 1 kg und ist von einem großflächigen Hautpilz gezeichnet.
Mark empfiehlt einen Elastikspanner, mit dem sich am Wasser schnell und einfach die Spannung des Elastikzugs etwas verändern lässt, bis sie optimal eingestellt ist.
Mark hat diese farbigen Elastikzüge ausprobiert und war beeindruckt. Den grünen (entspricht einem Zim Nr. 3) verwendete er für das 9-m-Rig (30 ft) und den blauen (entspricht dem Zim Nr. 5) für den 13-m-Rig.
12:00 Und ein schöner Barsch
Trotz der Unruhe an der Angelstelle sind die Rotaugen noch da, und Mark fängt sie mit schöner Regelmäßigkeit weiter. Er füttert zwar die anderen beiden Stellen noch an, doch konzentriert er sich jetzt auf den Holunderstrauch, wo er denn auch einen heftig kämpfenden, wunderschönen Barsch von 600 g Gewicht an die Angel bekommt und erfolgreich landet. Mark ist zufrieden und macht für heute Schluß.
Dieser kräftige Barsch von 595 g Gewicht schnappte sich Caster unterhalb des Holunderstrauchs. In Kanälen trifft man immer häufiger große Barsche an.
Tipp Lautlos
Ist es windig, muss man beim Angeln mit der kurzen Stipprute die Schnur ganz absinken lassen, damit die Pose stabil bleibt. Um die Schnur sauber und leise einzutauchen, wirft man die Pose aus, taucht die Rutenspitze unter Wasser und zieht einmal kräftig an der Rute.
So schöne, fette Rotaugen hat Angler Mark Downes auf Caster aus dem Grand Union Canal gefangen. Später in der Angelsaison, wenn das Wasser sich allmählich erwärmt hat, kann es sich auszahlen, wenn man außer Castern auch noch Hanfsamen als Köder einsetzt.
Tipp Köder-Check
„Verpaßt man beim Fischen mit langer Stipprute/verkürzter Schnur einen Biß, braucht man das Rig nicht einzuholen, um den Köder zu kontrollieren. Einfach die Rute anheben, so dass der Köder sich gegen den Himmel abzeichnet.“
Angler Mark Downes hat an der langen Stipprute einen Karpfen gehakt. Doch der Fisch entschied sich, die Angelstelle zu verlassen. So blieb Mark nichts anderes übrig, als von seiner Sitzkiepe aufzustehen und dem Fisch hinterherzulaufen.