Angler Dave Ladds – unverzagt am winterlichen Trent

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Angler Dave Ladds ist zwar keine große Berühmtheit, aber in der Karpfenszene ist er für seine Erfolge am Trent wohlbekannt

Angler Dave Ladds ist ein guter Karpfenangler. Ein dunkler Tag Ende Februar. Es nieselt ganz erbärmlich, und der Wind jagt einem kalte Schauer über den Rücken. Selbst der Anblick des schmucken Dorfes Collingham in Nottinghamshire tröstet uns kaum – wir haben noch eineinhalb Kilometer Fußmarsch bis zum Cromwell Weir zurückzulegen.

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Angler Dave Ladds – am winterlichen Trent

Die grauen Umrisse eines Anglers heben sich schemenhaft gegen den düsteren Himmel ab. Es sieht ganz so aus, als säße er – man glaubt es kaum – auf einer Sonnenliege. Das kann nur Dave Ladds sein. Er macht den Eindruck, als säße er bereits seit sieben Uhr in der Frühe dort. Er angelt von der 3,6 m hohen Mauer oberhalb des Cromwell Weir aus, an einem Gezeitenabschnitt des Trent.

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Angler Dave Ladds ist zwar kein berühmter Angler, aber in der Karpfenszene ist er für seine Erfolge am Trent wohlbekannt. Das Angeln von der Wehrmauer aus ist nun verboten. Aber auch vom darunterliegenden Ufer bieten sich gute Angelmöglichkeiten.

 

9:00 Uhr Das Gerät

„Diese Strecke ist einen Versuch wert“, sagt Angler Dave Ladds. „Ich habe mal ein paar Ruten mitgebracht und werde mit Kidneybohnen aus der Dose und Boilies angeln. Mal sehen, was sich so tut. Dave erklärt uns, dass er mit zwei Kohlefaserruten (Testkurve 2 lb – 0,9 kg) fischt, die jeweils 11 ft (3,3 m) lang sind. Er benutzt Baitrunner-Rollen mit ziemlich einfachen Rigs: ein Feeder-Boom Marke „John Roberts“, Schnur von 5,4 kg Tragkraft, ein etwas stärkeres Vorfach von 6,8 kg Tragkraft und Haken Größe 4.

Das stärkere Vorfach ist nötig, damit Angler Dave Ladds mit den vielen Hängern und Pflanzen am Grund keine Probleme bekommt. Er nimmt lieber in Kauf, dass der Fisch die Schnur sieht, als dass sein Vorfach reißt und der Karpfen den Haken im Maul behält.

Eine seiner Ruten hat er mit Boilies bestückt, die er selbst hergestellt hat. „Ich stelle meine eigenen Boilies aus billigen Mischungen her, weil sie dann weniger Milcheiweiß enthalten. Dadurch bekommen sie mehr Gewicht und werden nicht so leicht von der Strömung weggespült.“

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Einen Fisch von dieser hohen Mauer aus zu fangen ist eine beachtliche Leistung. Erschwert wird das Ganze durch die starke Strömung und das viele Kraut.

 

 

Der Wind wird allmählich zum Sturm.

Das Cromwell Weir unter uns kocht. Einige Holzstücke werden umhergewirbelt und in dem Mahlstrom zerschmettert. „Nicht gerade ideale Bedingungen“, gibt Dave zu – ein Meister des Understatement. „Aber ich hoffe, wir werden zum Gezeitenwechsel gegen 11 Uhr ein paar gute Bisse bekommen. Sonst verliere ich nämlich den Mut! Die linke Rute wird in einer Tiefe von 90 cm gefischt, die rechte in einer Tiefe von 3 m.

Angler Dave Ladds wirft Grundköder ein und verwendet dazu seine selbstgemachten Boilies, die er mit „Scopex“- Flavouring (einem süßen Köder) am Haken befestigt; dazu verwendet er einen wasserlöslichen PVA-Faden.

Lose Boilies würden weggespült, bevor sie den Grund in der Nähe des Hakens erreicht hätten, erläutert Angler Dave Ladds. „Im Sommer würde ich in der Flussmitte angeln, aber heute muss ich ein sehr schweres Blei verwenden, das nur in unmittelbarer Ufernähe gerade noch liegenbleibt. In der Flussmitte würde ich alles verlieren“, sagt Dave.

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Delikatessen für Karpfen: Boilies, Dosenmais und Kidneybohnen.

 

10:45 Uhr Das Wehr arbeitet

Plötzlich geht ein Ruck durch die Schnur an der rechten Angel. Angler Dave Ladds schlägt an, die Rute krümmt sich, und er geht an eine steil hinunterführende Treppe. Nach kurzem Kampf kommt ein ordentlicher Trent-Döbel ans Netz. Der Zweipfünder hat den Boilie genommen.

Angler Dave Ladds schämt sich fast ein wenig. „Deswegen sind wir nicht hergekommen“, sagt er. Dennoch ist es sehr zufriedenstellend. dass er bei diesen Bedingungen überhaupt etwas gefangen hat. Allerdings stellt sich hier natürlich eine Frage: Wie soll er mit einem wirklich großen Fisch auf diesen steilen Stufen zurechtkommen, falls doch einer anbeißt?

Während Angler Dave Ladds den Fisch zurücksetzt, erzählt er, dass er vor kurzem im Schneetreiben hier war. Dabei ist er ausgerutscht und die Steilwand hinabgefallen; in letzter Sekunde konnte er gerade noch Halt bekommen. Ein Sturz aus dreieinhalb Meter Tiefe in das eiskalte, drei Meter tiefe Wasser kann tödlich enden. Übrigens wurde nach unserem Besuch hier das Angeln von der Wehrmauer aus verboten.

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Als Vorspeise Grundfutter auf Brotkrustenbasis und Dosenmais (mit Saft) und Hanfsamen. Die Mischung muss gerade so feucht sein, dass sie zusammenhält.

 

Dave verwendet keine Hair-Rigs.

Dies ist für einen modernen Karpfenangler etwas überraschend. Doch auch hierfür hat er einen guten Grund: „Ich befestige den Köder so am Haken, dass die Spitze freiliegt. Ich glaube nicht, dass der Haken überhaupt mit dem Karpfen in Berührung käme, wenn er bei dieser Strömung einen Köder am Hair-Rig einsaugen würde.“

Angler Dave Ladds erzählt uns vom düsteren Ruf des Cromwell Weir. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden einige Soldaten bei einer nächtlichen Übung aus ihren Kanus geworfen und kamen an dieser Stelle zu Tode. Sie waren jedoch beileibe nicht die ersten Opfer des Wehrs.

Der Wind heult immer stärker, und der Himmel wird noch dunkler. Das Cromwell Weir tost unter uns. Warum sitzen wir eigentlich an diesem trostlosen Ort? „An diesem Teil des Trent gibt es einige Kraftwerke. Sie sorgen dafür, dass das Wasser ganzjährig warm ist, deswegen fressen die Karpfen auch. Und das Wehr sorgt dafür, dass ständig Nahrung aufgewühlt wird.“ Wie heißt es so schön? Sein Wahnsinn ist nicht ohne Methode …

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Dave angelt mit zwei Ruten auf Grund. So kann er wählen, wo und mit welchen Ködern er angelt. Eine einfachere Karpfenmontage gibt es kaum; hier funktioniert sie.

 

10:50 Uhr Gezeitenwechsel

Jetzt wird allmählich der Gezeitenwechsel fällig. Dave erzählt uns von einer besonderen Flut, die es nur hier gibt. Man nennt sie „aegre“, und sie hat bereits 1990 ein Wettangeln zunichte gemacht. Während er spricht, schaut er nicht uns, sondern die Treppen an. An einer der Treppen gibt es nämlich eine Markierung, und wenn sie sichtbar ist, hat das Wasser den tiefsten Stand erreicht. Noch während er spricht, bemerkt Angler Dave Ladds, dass dies gerade geschehen ist.

Nun müsste die versprochene Karpfenzeit beginnen; aber vorerst gibt es nicht den geringsten Zupfer. Einige Minuten vergehen. Dave wird allmählich ungeduldig und spielt mit dem Gedanken, seine geliebte Kidneybohne einzuholen und einen anderen Köder zu probieren. In dem Augenblick, in dem er nach der Rute greift, geht ein kräftiger Schlag durch die Schnur, ganz wie er es vorhergesagt hatte – dass uns dieses Timing beeindruckt, ist noch untertrieben. Was immer er da gehakt hat: Es ist groß, und es wird einen „Riesenkampf‘ geben, wie Angler Dave Ladds sich ausdrückt. Der Fisch flüchtet nach links, hin zum Wehr und gegen die Strömung – das Problem ist nur, dass die Treppe rechts ist!

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Nichts geht über Bohnen. Auf diesen Köder schwört Angler Dave Ladds am Cromwell Weir: rote Kidneybohnen aus der Dose. Vorsicht bei „frischen“, nicht gequollenen Bohnen: Sie saugen Wasser auf und quellen im Magen des Karpfens auf – eine Qual für den Fisch.

 

11:05 Uhr Ein fetter Geselle

„Das ist merkwürdig … „, sagt Angler Dave Ladds und blickt nervös auf den Bogen in seiner Rute. „Das sollte er eigentlich nicht tun!“ Er muss dem Fisch schließlich Schnur geben. Mehr als fünf Minuten lang tobt der Kampf hin und her. Der Fisch legt wirklich keinen Wert darauf, für die Angel-Praxis fotografiert zu werden. Doch schließlich schießt er nach rechts weg – genau das will Dave.

Er geht flink auf jene gefährliche Treppe zu und läuft hinunter. Während er noch kräftig kurbelt, bekommt er den Fisch zum ersten Mal zu Gesicht. Bei den heutigen Lichtverhältnissen blitzt der Fisch beinahe orangefarben auf. Was immer es ist, es sieht aus wie ein fass förmiges Schweinchen. Schließlich gelingt es Dave, den Fisch über den Unterfangkescher zu führen – er entpuppt sich als großer, fetter Karpfen.

Angler Dave Ladds ist ein wenig überrascht, dass sich seine Prophezeiung erfüllt hat: Beim Gezeitenwechsel hat ein Karpfen nun tatsächlich seine rote Kidneybohne genommen. Schließlich wiegen wir die Schönheit: 5,9 kg zeigt die Waage an. Dave ist ganz begeistert von der Farbe des Fisches. Im fahlen Winterlicht hat er einen leichten Orangeton.

Durch diesen Farbschimmer ist der Fisch einem Schweinchen wirklich ähnlich. Doch es handelt sich eindeutig um ein wunderschönes, Specimenexemplar! Er möchte aber immer noch nicht Star des Tages werden und kämpft mit aller Kraft, bis Dave schließlich die Hände über seine Augen legt.

Dadurch beruhigt er sich sofort. Angler Dave Ladds unterlegt ihn mit viel Sackleinen, damit er auf dem eisigen Boden nicht verletzt wird.

Der Widerstand des Karpfens lässt allmählich nach – höchste Zeit, ihn ins Wasser zurückzusetzen. Angler Dave Ladds stützt den Fisch ein Weilchen in der Strömung. Er braucht eine ganze Minute, um wieder Kraft zu sammeln, und schwimmt dann zügig ins turbulente Wasser zurück. Dieser Fisch wird wohl für lange Zeit einen großen Bogen um Kidneybohnen machen.

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Eine glückliche Kombination: Der große Karpfen wurde an diesem Rig gefangen, zu dem ein Feeder-Boom (Seitenarm) gehört. Dave lässt die Hakenspitze frei – in starker Strömung müssen große Karpfen sicher gehakt werden.

 

13:30 Uhr Hagel und Schnee

Nach diesem Fang passiert eigentlich nichts mehr. Angler Dave Ladds startet noch einen Versuch, indem er einen offenen Swimfeeder ausprobiert. Seine Überlegung geht dahin, dass das Futter mit etwas Glück in der Nähe des Hakens am Grund liegenbleiben könnte.

Da beginnt es zu hageln und ein wenig zu schneien. Nun haben wir wirklich genug. Das Licht reicht nicht mehr zum Fotografieren, und es ist so kalt, dass wir keine Notizen mehr machen können. Wir machen Dave klar, dass es in Collingham so gemütliche kleine Pubs gibt. Er lässt sich etwas widerwillig fortführen – doch er hat bewiesen, dass er das Cromwell Weir besiegen kann. Auch das eiskalte Wetter hat nichts an der heißen Liebe der Karpfen zu seinen Kidneybohnen geändert.

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Beim Gezeitenwechsel hakt Dave etwas Großes, das von den Stufen wegflüchtet, von denen aus er den Fisch landen möchte. Doch gegen Daves Erfahrung hat der Fisch keine Chance.

 

Landung

Karpfen sind ebenso verletzlich wie alle anderen Fische. Werden die Schuppen beschädigt, besteht Infektionsgefahr. Den Karpfen nie auf den nackten Boden legen – besonders nicht im Winter. Dave empfiehlt die neuartigen aufblasbaren Abhak-Matten.

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Nie hätten wir an Daves Können gezweifelt! Dieser wunderschöne große Karpfen wurde beim Gezeitenwechsel mit einer Kidneybohne gefangen, wie Dave es geplant hatte. Die hübsche Farbe des Fisches ist selbst in der Dämmerung gut sichtbar.

 

Cromwell-Karpfen

Die Karpfen im Cromwell Weir scheinen in Gruppen zu schwimmen. Wenn man einen gefangen hat, können leicht weitere nachkommen. Dave glaubt, dass einige durch Hochwasser aus Seen ein gespült wurden. Manche könnten auch aus Gewässern eingeführt worden sein, die in Forellenzuchten umgebaut wurden. 1977 fielen Dave die ersten Karpfen von 1,5 kg Gewicht auf. Das sind wohl die Fische, die heute gefangen werden. Ganz schön gewachsen!

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Mit seinen 5,9 kg war dies unter den gegebenen Bedingungen ein sehr guter Karpfen. Dave macht sich die Hände nass, bevor er den Fisch berührt, und setzt ihn möglichst rasch ins Wasser zurück.

Angler Dave Ladds - unverzagt am winterlichen Trent

Dave ist absolut gegen das Hältern von Karpfen in Netzen oder Karpfensäcken. Er stützt den Fisch im Wasser, damit er wieder zu Kräften kommen kann, und lässt ihn dann wegschwimmen.

 

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