Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Trolling-Fischen mit Echolot und Downrigger, wie erfolgreich diese Angelei sein kann, zeigt uns der auf Bornholm lebende Angler Carsten Wagner
Es gab Fisch satt! Und nebenbei noch eine Menge allgemeine Angeltipps von Angler Carsten Wagner.Die dänische Ostseeinsel Bornholm hat sich in den letzten Jahren zu einem Mekka der Trollingboot-Angler entwickelt.
Angler Carsten Wagner zeigt erfolgreiches Trolling-Fischen
Meerforellen, Lachse, Dorsche und Wittlinge werden in Größen und Mengen gefangen, wie es in der normalen Ufer- oder Bootsfischerei kaum möglich ist. Die Chance, einen Lachs von 40 Pfund oder eine Meerforelle von 20 Pfund zu fangen, ist im Trollingboot am größten.
7:30 Uhr Schlechte Aussichten
Wie bei jeder Angeltour auf dem Meer steht am Anfang die Frage nach dem Wetter. Das Trollingboot liegt im Hafen von Gudhjem, im nordöstlichen Teil Bornholms. Wir haben ablandigen Wind aus West der Stärke 4-5. Eine Wolkendecke hat den Himmel verschlossen. Angler Carsten Wagner steht unschlüssig vor der „Salmon II“, einem knapp fünf Meter langen Fischerboot, das zum Trolling-Fischen umgerüstet wurde.
Der Wetterbericht hat Carstens Laune dramatisch verschlechtert. Für Mittag ist Windstärke 7 mit Regen angesagt. Bei so stürmischer Witterung ist das Schleppfischen mit den kleinen Trollingbooten nicht mehr möglich. „Schon hundert Meter vor der Küste sind die Wellen meterhoch; da tanzt das Boot, und man kann einen Schleppköder nicht mehr ruhig fischen“, sagt Angler Carsten Wagner.
Trotzdem entschließt er sich zu der Angeltour, denn noch ist der Wind sehr gut für die Dorsch-Fischerei. Und so beginnen wir das Boot zu beladen.
Angler Carsten Wagner steuert die „Salmon II“. Der Fischfinder ist rechts von ihm, links das GPS Navigationssystem. Carsten trägt einen bunten Rettungsanzug.
Angler Carsten Wagner
Carsten Wagner arbeitet auf Bornholm als Naturführer. Er wurde in Remscheid geboren und hat das Studium der Forstwirtschaft abgeschlossen. Carsten ist Angler und Jäger und lebt seit vielen Jahren auf Bornholm. Mit fünf Jahren hat er angefangen zu angeln. Sein schwerster Fisch war ein 19,5-Kilo-Lachs.
Die schwerste Meerforelle hat er auf Bornholm mit 7,5 Kilo gefangen. Carstens Leidenschaft gehört in erster Linie dem Lachsfischen mit der Fliege, in zweiter Linie dem Spinnfischen.
Er bindet seine Fliegen selbst und fertigt Blinker und Wobbler auch in seiner Werkstatt an.
7:50 Uhr Vorbereitungen
Erst wird das elektronische Herzstück montiert: das Echolot dieses Gerät zeigt auf seinem Bildschirm Fische, den Gewässerboden, Gewässertiefe, Wassertemperatur und Fahrttempo. Das Gerät wird auch „Fischfinder“ genannt. Die vier Angelruten, die ausgebracht werden können, sind schon vormontiert.
Es werden die beiden Downrigger angebracht. An Bord kommen noch: Das GPS-Satelliten-Navigationssystem, ein tragbares Telefon, der Koffer mit den Trolling-Ködern und Carstens Schachtel mit seinen bevorzugten Ködern.
8:30 Uhr Los geht’s
Der 40-PS-Motor bringt uns aus dem Hafen von Gudhjem. Die Geräte waren schnell montiert, und auch sonst ist alles an Bord von einer ungewöhnlichen Perfektion – ohne dass die Technik erdrückend wirkt oder zu kompliziert wäre. Die Küste bei Gudhjem gilt als bestes Meerforellenrevier Bornholms.
Angler Carsten Wagner hat seit Saisonbeginn 1994 genau 108 Meerforellen gefangen. „Die Zeit in der ersten Juniwoche ist nicht mehr die Top-Saison. Jetzt kommen die ersten Hornhechte; und wenn die da sind, ziehen sich die Meerforellen zurück.“
Sein Angelplan ist einfach. Er will im Windschatten Bornholms nahe der Küste schleppen; hofft dabei auf den Fang von Meerforellen. „Mit Sicherheit werden wir aber bei diesem Wind Dorsch fangen, wenn der Wind nicht zu stark wird oder in Richtung Land dreht“, sagt er.
Der ganze technische Aufwand mag kompliziert erscheinen, aber in der Praxis ist das moderne Downrigger-Fischen zum Glück viel einfacher, und deshalb wird die „Salmon II“ auch verchartert.
Die „Salmon II“ im Hafen von Gudjhem. Sie ist vom Fischerboot zum Trollingboot umgebaut worden. Auf dem Vorschiff die Rettungsinsel.
Wir fahren in südlicher Richtung. Die Köder werden ausgebracht. Carsten montiert an der einen Downrigger-Rute einen ABU „Salar Trolling“ und lässt den Köder 40 Meter hinter dem Boot absinken.
Auch die Downrigger-Geräte sind heute einfach zu bedienen. Wenn der Trolling-Blinker draußen ist, wird die Schnur durch eine Klemme (Prinzip Wäscheklammer) geführt. „Diese Klemmen der Marke Inwader Gator Salmon braucht man nicht mehr zu justieren – nur einfach anklemmen“, sagt Angler Carsten Wagner. Die Klemme sitzt an einer 10 kg schweren Bleikugel. Die Bleikugel hängt an einem Stahlseil. Mit dem Downrigger lässt sich jetzt die Bleikugel in die Tiefe senken.
Downrigger
So funktioniert der Downrigger: Die Bleikugel (unten) zieht die Angelschnur mit dem Köder in die Tiefe. Bei einem Biß klinkt die Angelschnur aus.
Der Downrigger ist praktisch eine Winde, die per Ausleger das Stahlseil mit Bleikugel absenken kann. Die Bleikugel zieht den Trolling-Blinker mit in die Tiefe. Dann wird die Trollingrute in den Halter gestellt und die Angelschnur so gespannt, dass die Rute krumm ist. Das ist das Geheimnis der modernen Trolling-Fischerei.
Die gespannte Rute im Downrigger. Über den unteren Auslegerarm läuft ein Stahlseil, das mit einer Klemme den Köder nach unten zieht.
8:50 Uhr Fische suchen
Das Echolot zeigt eine Wassertiefe von 9,4 Meter an. Der „Salar Trolling“ schleppt zwei Meter über Grund. An der zweiten Downrigger-Rute wird ein ABU „Toby Trolling“ ausgebracht. Die Downrigger-Ruten stammen auch von ABU. An der Rute ist eine „Ambassadeur 7000″ mit 40er „Siglon“-Schnur. Das Echolot ist auf Fischalarm eingestellt.
Das heißt: Wenn ein Fisch geortet wird, piepst es.
Der erste Dorsch des Tages – aber keineswegs der letzte! Er hatte schon nach fünf Minuten gebissen. Immerhin bringt er es auf 56 cm. Der Drilling sitzt in der Unterlippe.
8:55 Uhr Erster Biß
„Jetzt muss ich noch die Oberflächenruten setzen“, sagt Angler Carsten Wagner. Doch dazu kommt er nicht. Das Echolot piepst und zeigt Fische knapp über Grund. Und schon hat der erste Dorsch gebissen. Er zieht den „Salar Trolling“ aus der Klemme, und die Angelschnur hängt nicht mehr am Downriggerblei.
Die Rute ist nicht mehr gespannt und schnellt hoch. Angler Carsten Wagner hat erst den Köder der zweiten Downrigger-Rute eingezogen. Er stellt den Motor auf „N“ – also neutral. So läuft der Motor weiter, die Schraube dreht aber nicht mehr, das Boot driftet nur noch.
Der Dorsch zieht weiter Schnur von der Multirolle. Die Bremse der Ambassadeur ist beim Schleppen so weich eingestellt, dass der Fisch Schnur ziehen kann. Carsten stellt die Multirollenbremse härter ein, drillt den Fisch. Es ist ein 56 cm langer Dorsch, der schon nach fünf Minuten gebissen hat. Er wird mit einem Schlag ins Genick versorgt.
Platsch! Ein Dorsch hat an der Oberfläche noch Kräfte mobilisiert. Aber mit den relativ weichen Trolling-Ruten sind auch plötzliche Fluchten leicht abzufangen.
9:02 Uhr Es wird spannend
Angler Carsten Wagner stellt den Motor auf kleine Fahrt und setzt wieder die Ruten. Backbord und steuerbord (links und rechts neben den beiden Downrigger-Ruten) kommen jetzt die Oberflächenruten raus.
Die Köder dieser Ruten hängen nicht am Downrigger-Blei.
Angler Carsten Wagner nimmt einen „Meerforellenkiller“ wie er sagt; das ist ein einteiliger Wobbler der Marke „Bomber“. Er schwört auf diesen Köder. Auch der „Bomber“ wird 40 Meter weit herausgelassen; dann kommt die Rute in die Halterung, und Carsten stellt die Bremse etwas härter als bei der Downrigger-Rute ein:
„Diese Oberflächen-Wobbler laufen bei der Schleppgeschwindigkeit von 1,5 bis 1,8 Knoten in drei Meter Tiefe.“ Kaum steht die Oberflächenrute im Halter, gibt es einen Biß. Es ist ein kleiner Dorsch, den Angler Carsten Wagner schnell einkuppelt, ohne die anderen Ruten vorher einzuholen. Der Dorsch wird zurückgesetzt.
Die schöne Kulisse von Gudhjem mit der weit sichtbaren weißen Windmühle wird kleiner und die See ruhiger. Wir kommen immer weiter in den Windschatten Bornholms. Die Wellen sind kaum noch 50 cm hoch. Der Himmel ist weiterhin bleigrau und die Temperatur etwas gesunken. In der Luft haben wir 12 Grad, im Wasser 10,1 Grad.
Das Herzstück der Trollingboot-Fischerei ist das Echolot, das die Fische meldet, vor Untiefen warnt und die Wassertemperatur anzeigt.
9:10 Uhr Vorsicht Klippen!
Das Echolot zeigt jetzt eine Tiefe von 16,1 Meter an. Trotzdem gibt Angler Carsten Wagner das Kommando: „Weiter vor der Küste weg, hier kommen gleich gefährliche Klippen unter Wasser.“ Der Fischalarm des Echolotes piepst unaufhörlich. Auf dem Bildschirm sind die Fischsymbole jetzt ab drei Meter Tiefe überall zu sehen. „Alles Dorsche“, sagt Angler Carsten Wagner.
Bei 17 Meter Tiefe ist plötzlich die Mitte des Echobildschirmes dunkel vor Fisch; der Alarm piepst ohne Ende. „Ein Heringsschwarm“, sagt Angler Carsten Wagner. Wieder ein Biß. Diesmal hat der Dorsch an der Rute zwei Angelleinen verwickelt.
Angler Carsten Wagner holt die Rute ohne Fisch ein, beißt die Schnur knapp über dem Trolling-Blinker durch und drillt dann den Fisch an der zweiten Downrigger-Rute.
Wir fahren wieder näher an die Küste, sind jetzt knapp 100 Meter vom Ufer entfernt. Alle vier Köder sind ausgebracht. Das Echolot zeigt 9,9 Meter Tiefe. Fast gleichzeitig wippen die beiden Downrigger-Ruten nach oben.
Fisch! Wieder heißt es: Motorwahlhebel auf „N“ und beide Oberflächenruten einkurbeln. Dann werden die Dorsche gedrillt. Angler Carsten Wagner dreht die Bremse der Ambassadeur zu. „Das ist ein besserer Dorsch!“ ruft er, während er mit der Rute pumpt. Der Dorsch wiegt sieben Pfund. Die meisten Dorsche, die in Ufernähe gefangen werden, wiegen zwischen vier und fünf Pfund.
„Wenn wir größere Dorsche fangen wollen, müssen wir weiter rausfahren. Das ist aber heute wegen des Windes nicht möglich. Und draußen hätten wir kaum noch eine Chance, eine Meerforelle zu fangen“, sagt Angler Carsten Wagner.
10:25 Uhr Fisch, Fisch, Fisch
„Wir steuern jetzt direkt aufs Ufer zu“, sagt Angler Carsten Wagner. Das Echolot zeigt völlig andere Wasserverhältnisse: Am Ufer läuft eine tiefe Rinne; der Gewässergrund ist völlig zerklüftet.
Und Fisch gibt es: Der ganze Bildschirm des Echolotes ist mit Fischsymbolen gesprenkelt. Der Fischalarm piepst unaufhörlich. Angler Carsten Wagner schaltet den Alarm aus: Das Echolot zeigt nur noch die Fische, piepst aber nicht mehr bei jedem neu angezeigten Fisch.
An der Oberflächenrute gibt es einen Biß. Jetzt auch an einer der Downrigger-Ruten. Wahlhebel wieder auf Neutral, und Angler Carsten Wagner drillt. Das Boot driftet vor dem Ort Randklove. „Randklove sollte sich jeder Angler auf Bornholm merken.
Der Ort besteht nur aus wenigen Häusern, und man geht eine gute Viertelstunde bis zum Ufer.
Das besondere ist: Schon 20 Meter von den Felsenklippen entfernt haben wir eine Wassertiefe von 10 Meter. Hier werden an guten Tagen die Dorsche vom Ufer aus gefangen, wenn man den langen Anmarsch nicht scheut“, sagt Angler Carsten Wagner. Die zerklüftete Küste sieht in der Tat imposant aus. Schären und eine große Felsenbarriere bilden das Ufer. Wege und Straßen gibt es in dieser Gegend nicht mehr. Ein Traumrevier. Etwa 300 Meter weit draußen steht ein Dorsch-Grundnetz, erkennbar an den zwei roten Fahnen, die seine Enden markieren.
Angler Carsten Wagner blickt jetzt nicht auf das Echolot. Er hat alle vier Ruten eingekurbelt. „Wir sitzen hier auf Dorsch: Ich zeig dir was!“ Vom driftenden Boot lässt er einen Trolling-Blinker einfach absinken und hat nach wenigen Sekunden einen Dorsch dran. „Man kann bei diesem Wetter mit Pilkern gut Dorsch fangen“. Und in seiner Begeisterung pilkt Carsten mit dem langen Trolling-Löffel weiter, bis ihm plötzlich einfällt: „Wir sind ja hier zum Schleppfischen, also fahren wir weiter.“
Auf diese Wobbler schwört Angler Carsten Wagner: oben ein zweiteiliger Glieder-Wobbler von Rapala, darunter zwei Wobbler der Marke „Bomber“.
10:40 Uhr Und weiter Fische
Das Boot macht wieder langsam Fahrt. Wir sind jetzt 20 Meter von den Uferklippen entfernt. „Das Echolot muss ab jetzt immer beobachtet werden, denn an dieser Stelle können plötzlich Unterwasserklippen auftauchen.“ Kaum hat Angler Carsten Wagner die eine Downrigger-Rute gesetzt, beißt ein Dorsch.
Die Rute biegt sich anfangs nur mäßig, dann setzt großer Druck ein. „Da wird ein recht guter Dorsch mit dem Köder im Maul mitgeschwommen sein“, vermutet Angler Carsten Wagner. Er hat recht. Es ist der größte Dorsch der Ausfahrt. Und der Dorsch muss einen mächtigen Appetit gehabt haben.
Denn in seinem Schlund steckt weit vorn noch eine fast 20 cm lange Aalmutter.
Die Küste von Randklove. Ein schönes Reetdachhäuschen steht in den Klippen. Hier fing Angler Carsten Wagner in zwanzig Minuten sieben Dorsche vom Boot aus.
10:43 Hart backbord!
Die im Echolot sichtbaren Klippen ragen steil auf – bis 2,5 Meter unter dem Boot. Bei den sensiblen Manövern kommt man sich ein bisschen wie ein U-Boot-Fahrer vor, der per Echolot auf Schleichfahrt ist. Diese Fahrt mit der „Salmon II“ macht Spaß. Nur einmal wurde das Boot nicht korrekt gesteuert. Schon sind wir zu weit ans Ufer geraten.
Die Klippen sind plötzlich zum Greifen nahe. „Hart backbord!“ kommt der Befehl von Angler Carsten Wagner.
Die Folge: Oberflächen- und Downrigger-Leine vertüteln sich. Die verhedderten Leinen werden frei, indem Angler Carsten Wagner sie mit den Zähnen durchbeißt und neu knotet.
10:55 Uhr Spitzenplätze
Weiter geht die Fahrt – Carsten bringt jetzt nur noch eine Downrigger-Rute und eine Oberflächenrute aus. In den folgenden 20 Minuten fahren wir vor Randklove, und Carsten fängt sieben Dorsche bis 70 cm Länge. Er setzt praktisch nur die beiden Ruten und kurbelt Fische ein.
Alle Dorsche sind vorn im Maul gehakt. Die kleinen (und auch große) werden zurückgesetzt. Carsten probiert mehrere Schleppköder aus; von einem Rapala „Sliver“ verspricht er sich viel. Doch die Meerforellen wollen heute nicht beißen.
„Für Meerforellen ist auflandiger Wind gut. Der spült Nahrung frei. Dann stehen sie oft schon direkt hinter der Dünung. Heute ist die Windrichtung leider nicht günstig für die Forellen“, sagt Carsten.
11:10 Uhr Berühmte Bucht
Wir haben das imposante Steinufer mit dem zerklüfteten Gewässergrund langsam hinter uns gelassen. „Jetzt kommt die Ypnasted-Bucht“, sagt Carsten, „das ist ein ganz bekanntes Revier für die Meerforellenangelei vom Ufer aus.
“ Viele Bornholmer halten die Ypnasted-Bucht für einen der sichersten Fangplätze. Beide Downrigger-Ruten werden wieder gesetzt. 8,8 Meter Tiefe zeigt das Echolot und Fische auf vier Meter Tiefe. Carsten drillt wieder einen Dorsch. Seit mehr als einer Stunde steht er am Heck bei den vier Ruten.
Er ist mit einer Begeisterung bei der Sache, die man selten bei professionellen Guides findet. Und Carsten verrät jeden Tipp. Auch das ist selten.
Seine Gewässertipps sind so aufschlussreich, dass wir uns für einen zweiten Angeltag verabreden. „Ich zeige Euch dann die besten Stellen zum Fischen vom Ufer aus“, verspricht Carsten. Doch erst beenden wir die Bootsfahrt.
11:30 Uhr Rückfahrt
Nun wird es vollends ungemütlich, da hilft auch keine anglerische Begeisterung mehr. Er regnet so stark, dass wir uns in die Kajüte verkriechen. Um 11:30 Uhr wenden wir vor dem Ort Bolshavn, knapp 15 Kilometer nordwestlich von Svaneke. Angler Carsten Wagner versucht auf der Rückfahrt etwas weiter draußen zu fischen, doch die Wellen sind zu stark, obwohl der angekündigte große Sturm noch nicht gekommen ist.
Die Rückfahrt gegen den Wind ist schwierig. So beendet Carsten kurze Zeit später das Fischen, holt alle Köder ein und fährt Richtung Heimathafen Gudhjem.
Die Bilanz dieser Fischtour in nüchternen Zahlen:
Angler Carsten Wagner hat in knapp drei Stunden auf einer Stecke von 6000 Metern (auch das kann man im Computer des Echolotes ablesen) gefischt.
Er hat 36 Dorsche gefangen. Das ist ein prächtiger Fang. Dieses gute Ergebnis kommt nur zustande, weil Carsten ein erstklassiger Angler ist und über beste Orts- und Wetterkenntnisse verfügt. Und Angler Carsten Wagner hat gezeigt, daß die Bedienung der Downrigger-Montagen mit den modernen Geräten kinderleicht ist.
Angler Carsten Wagner nach der Angeltour mit einem Teil seiner Beute. Der Dorsch ist bei den Dänen ein beliebter Speisefisch.
Zweiter Angeltag
Carsten zeigt, wie auf Bornholm am Meeresufer gefischt wird. Geräte und Bekleidung sind schnell beschrieben: Carsten trägt eine Neopren-Wathose und eine wasserfeste Watjacke, die mit einem Gummizug unten an der Wathose anliegt.
Das ist wichtig, damit die Ostseewellen nicht den Angler naßspritzen. Er hat eine 2,75 Meter lange Spinnrute (40 g Wurfgewicht) mit passender Rolle.
Hier eine kleine Auswahl von Trolling-Löffeln. Carsten transportiert die Blinker meist ohne Drilling. Der wird erst an Bord montiert. So gibt es beim Transport weniger Verwicklungen.
8:55 Uhr Die Vorhersage
„Wir werden schnell den ersten Hornhecht fangen“, sagt Carsten, während er zur Angelstelle geht. Wir sind im Süden von Bornholm bei dem Ort Sose Odde. Die Stelle ist leicht zu finden: Es liegen große Steine im Wasser. Der Blinker bietet besonderes. Carsten fischt den beliebten norwegischen „Moresilda“ in 15 g.
Der besondere Trick: Am Springring des Enddrillings ist ein 8 cm langes Schnurstück mit einem weiteren Drilling befestigt. So fängt Carsten auch die Hornhechte, die mit ihrem langen schnabelförmigen Maul den Blinker nicht packen können.
„Die zusätzliche Schnur ist 0,35 mm dick, denn dünne Schnur wird schnell von den vielen Hornhechtzähnen durchsägt“, sagt Carsten.
So wird der Hornhecht-Blinker an zusätzlicher Schnur (0,35 mm) mit dem Extra-Drilling montiert.
Die Ostsee sieht heute bei strahlendem Sonnenschein sehr friedlich aus. Doch das täuscht. Es gibt eine kräftige Strömung und ab und zu Wellen, die recht hoch sind.
Spinnfischen auf Meerforelle. Carsten steht auf einem Felsen. Vor ihm ist das Wasser gut zwei Meter tief.
9:07 Uhr Der erste Hornhecht
Carsten ist weit hinausgewatet. Hüfttief ist das Wasser hinter dem Wellenkamm, Und ab und zu muss er hüpfen, um den Wellen zu entgehen. Die Fangtechnik ist einfach. „Du musst nur schnell einspinnen und manchmal den Blinker für eine Viertelumdrehung sinken lassen.“
Der Behauptung von Carsten folgt im nächsten Augenblick der Beweis. Er fängt den ersten Hornhecht am hinteren zusätzlichen Drilling. In der folgenden dreiviertel Stunde hat Carsten fünf Fehlbisse; insgesamt sind es sechs Hornhechte, die er fängt, dann mit einem Knicken des Genicks versorgt.
Praktisch ist sein Trick, die versorgten Hornhechte mit einem Band an seinen Gürtel zu fädeln. Fast alle Hornhechte waren am zusätzlichen Drilling gehakt. Die Hornhechte treffen im Süden von Bornholm um den 15. Mai ein.
Carsten zeigt ein Bündel Hornhechte, die er mit einem Schnurstück zusammengebunden hat.
Und damit sind wir beim letzten Thema: den Meerforellen.
„Wenn die Hornhechte da sind, wird es schwierig, Meerforellen zu fangen“, sagt Carsten.
Die beste Zeit für Meerforellen ist das Frühjahr, bis zur 18. Woche. Wer speziell auf Meerforellen fischen will, sollte sich unbedingt gute Ratschläge vor Ort holen.
Hier sind drei Empfehlungen von Carsten:
1. Im Westen Bornholms liegt der Ost Sorthat (man fährt dorthin über einen Waldweg namens Havvej). „Dort ist die Küste felsig, und die Chancen sind auf einer sehr langen Strecke gut“, sagt Carsten.
2. Die beliebtesten Angelplätze liegen im Nordosten der Insel. Carsten empfiehlt den Platz bei RO-sted zwischen Allinge und Gudhjem. Man parkt hinter einer Brücke, geht über die Felder etwa 5 Minuten ans Wasser. Die Küste ist felsig, es wird rasch tief.
3. Die letzte Empfehlung von Carsten ist die Salene-Bucht bei Gudhjem. Hier kann man bis ans Wasser fahren und trifft die meisten Angler. Denn die Salene-Bucht ist der wohl bekannteste Angelplatz auf Bornholm. „Die Wahl des Angelplatzes hängt von der Windrichtung ab. Zum Meerforellenfischen sollte der Wind auf die Küste wehen“, gibt uns Carsten als aller letzten Tipp mit auf den Heimweg.
Weitere Meister-Angler
- Angler Vinnie Smith angelt am Loch Ken
- Angler Clive Branson am Fluss River Wye bei Hereford
- Flugangler Bob Church (Flugangelexperte) am Grafham Water
- Angler Dave Ladds – unverzagt am winterlichen Trent
- Angler Dewi Evans beim Äschen angeln am Bala Lake
- Angler John Watson beim Winterangeln am Wensum
- Angler Mark Downes beim Angeln am Grand Union Canal
- Angler Alan McAtee am Chorlton Water Park.