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Der bekannte britische Angelexperte Trevor Housby berichtet von seinen Erlebnissen beim Anfüttern und Fang des Heringshai
Wir verließen den Hafen von Keyhaven an Bord des Charterboots Gur Mary vor Sonnenaufgang. Skipper Ron Cowling nahm uns mit zu den Heringshai-Fanggründen im Ärmelkanal, wo einige Angler beim Fischen über Schiffswracks ihre gehakten Pollacks und Lengfische bereits an Heringshaie verloren hatten.
Dies sind die fünf Heringshaie, die Trevor und seine Anglerkollegen vor der Isle of Wight fingen. Die Haie hatten tief geschluckt und konnten nicht mehr zurückgesetzt werden.
Der Weltrekord
Der aktuelle Weltrekord für Heringshaie von George Porter stammt aus britischen Gewässern. Dieser 211 kg schwere Fisch wurde am 23. Juli 1976 vor Crackington Haven, Cornwall, gefangen. Die nördliche Küste Cornwalls gilt als ausgezeichnetes Heringshai-Revier.
Haifischangeln anno 1965
„Obwohl wir schon 1965 zum Fang von Heringshaien ähnliche Montagen benutzten wie heute, war unser übriges Gerät (Vollglasbootsruten und Tatler-V‘-Rollen)gemessen am heutigen Standard natürlich altmodisch, auch Echolot besaßen wir nicht. Wir mussten auch nicht so weit hinausfahren wie heute, um Haie zu fangen. Damals hielten sich die Heringshai-Rudel in den Makrelen reichen Gewässern von St. Catherines Deep auf, gleich vor der südlichen Spitze der Isle of Wight.
Trevor Housby fischt schon seit mehr als 25 Jahren vor der Küste Englands auf Heringshaie. Hier zeigen er und ein Freund zwei 68 kg schwere Exemplare vor, die sie im Ärmelkanal gefangen haben.
Rubby-dubby
Wir hatten jede Menge Rubby-dubby dabei, eine stark riechende Mischung aus Kleie, Fischöl und zerhackten Fischen, mit der Haie angelockt werden. Was wir allerdings nicht hatten, waren frische Köder.
Fünfundzwanzig Seemeilen vor der Küste machten wir auf dem Echolot, dem Fischfinder, einen größeren Schwarm Fische aus. Wir hofften, dass es sich dabei um Makrelen handelte, die von den Heringshaien mit Vorlieben gefressen werden. Wir montierten Makrelenfeder Haken an unsere Schnüre, und kaum waren die befiederten Haken im Wasser, stürzten sich die Makrelen darauf.
In 10 Minuten hatten wir zwei Köderbehälter gefüllt, genug für einen Tag. Die Fangbedingungen waren ideal. Es war sonnig und heiß, und eine leichte Brise wühlte das Wasser ein wenig auf. Wir hängten zwei grobmaschige Netze mit Rubby-dubby über die Bordkante. Unsere Absicht war, eine Duftspur zunächst an der Wasseroberfläche und später in größerer Tiefe zu legen.
Unsere Haken beköderten wir jeweils mit zwei ganzen Makrelen und überprüften die Haimontagen. Wir benutzten Standardausrüstungen – Schnüre von 50 und 80 Ib (23 kg und 36 kg Tragkraft), Multirollen, spitzgeschliffene 10/0er Haken und Stahlvorfächer von 5 m Länge. Als Schwimmer benutzten wir halb aufgeblasene Luftballons. Jede unserer Montagen wurde etwas tiefer als die vorhergehende platziert. Wir wollten auf diese Weise einen richtigen Ködervorhang zwischen 6 und 18 m Tiefe ins Wasser hängen und nichts dem Zufall überlassen.
Wenige Minuten nachdem wir unsere Montagen platziert hatten, tauchte ein Hai auf und um schwamm neugierig den Ballon. Der Hai kam längsseits an unser Boot, nahm einen der flach angebotenen Köder und schoss damit knapp unter der Wasseroberfläche davon.
Ein bequemer Harness ist für den Drill des Heringshais unerlässlich. Der Fisch ist ein kraftvoller Schwimmer, der zwar nur selten springt, dafür aber entsprechend lange und ausdauernde Fluchten macht.
Hai gehakt!
Nach 10 bis 15 Minuten sahen wir, dass der kleine Heringshai (etwa 30 kg) am Kiefer gehakt war. Wir bekamen den Fisch schon bald unter Kontrolle. Eine kurze Drehbewegung mit dem kleinen Gaff, und schon war der Haken gelöst. Dann drückte der Hai den Kopf nach unten und schwamm langsam ins Meer zurück.
Rubby-dubby ausbringen
Rubby-dubby ist eine Mischung aus Kleie, Fischöl und zerhackten Fischen (meist Makrelen, weil Haie sie gern fressen). Man erzeugt damit eine Duftspur, die Haie anlockt. Mit Hilfe grobmaschiger Netze kann man das auszubringende Rubby-dubby ungefähr einteilen.
In den nächsten 30 Minuten tat sich überraschenderweise gar nichts. Doch dann nahm plötzlich ein Hai den tiefsten Köder. Wir merkten gleich, dass wir es mit einem großen Fisch zu tun hatten. Nach 25 Minuten, in denen der Heringshai einige rasante Fluchten hinlegte, hatte ich den Fisch längsseits, und Ron Cowling hielt sich bereit, um das große Gaff zu setzen. Schließlich zogen wir den Hai mit Gewicht an Bord – 68 kg ! Innerhalb der nächsten vier Stunden fingen wir drei weitere Haie, die zwischen 54 kg und 68 kg wogen.
Der letzte der insgesamt fünf Haie wog 73 kg. Er hatte den in geringer Tiefe angebotenen Köder genommen, schoss in wilder Flucht nach unten und nahm dabei viel Schnur von meiner Rolle. Der Drill dauerte 40 Minuten. Leider hatten alle diese fünf Fische den Haken geschluckt. Wenn das passiert, kann man die Fische nicht mehr ins Meer zurücksetzen. Sie werden jedoch nicht weggeworfen, denn es sind gute Speisefische.
Seit unseren Hai-Erlebnissen im Ärmelkanal arbeiten wir an einer Haar-Montage (Hair-Rig) zum Fang von Heringshaien – damit könnten die meisten Haie sicher und einfach zurückgesetzt werden.
Ein schöner Heringshai kommt in Bootsnähe nach oben. Einen Hai muss man richtig gaffen – gleich unter dem Kiefer -, damit man ihn weitgehend unverletzt zurücksetzen kann.
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