Wracks vor der Küste, Taktiken beim Wrackfischen

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Alan Yates erläutert, wie man Wracks vor Küsten ortet, welche Fische dort zu finden sind und welche Angeltaktik Erfolg verspricht

Wracks vor unseren Küsten sind für Meeresbewohner ein wahres Paradies, denn sie bieten Schutz und Nahrung. Bereits wenige Monate nach dem Sinken ähneln Schiffswracks einer „Unterwasserinsel“: Die unterschiedlichsten Pflanzen und Lebewesen siedeln sich hier an. Wracks sind für Fische ein sicheres Schlupfloch, aus dem sie jederzeit herausschießen können, um Beute und Nahrungsbrocken zu schnappen.

Für die Schifffahrt stellen große Wracks in Küstennähe eine Gefahr dar; deshalb werden häufig ihre Aufbauten und Masten abgesprengt, um das Hindernis jedenfalls teilweise zu beseitigen. Dadurch breiten sich Schiffswracks oft wie ein Riff über eine große Fläche aus, ziehen aber immer noch Fische an.

Eine aus Amerika stammende Idee hat inzwischen auch in anderen Ländern Nachahmung gefunden: Alte, zusammengeschnürte Autoreifen schaffen künstliche Riffs, die den Fischen eine Heimat bieten.

Wracks vor der Küste

Die Ausrüstung eines modernen Fischerbootes: Navigationsgeräte, ein Fischsuchgerät, Echolot, Radar, ein Kurzwellenradio und für die Mannschaft ein Fernsehgerät.

 

Auf Wracksuche

Kurzes Gedächtnis

Wer über einem Wrack vom driftenden Boot aus gute Fänge macht, sollte beim Driften bleiben. Es hat den Anschein, als würden die Fische vergessen, dass ihre Zahl sich seit dem letzten Vorbeiziehen des Köders verringert hat. Geht man dagegen an der besten Stelle vor Anker, bekommt man oft kaum noch Bisse.

Die meisten Schiffswracks sind auf Seekarten genau eingezeichnet, und die wirklich guten Charter-Skipper führen über Position, Größe und Art der in ihren Fahrwassern befindlichen Wracks genau Buch. Das weltweite Navigationssystem GPS (Global Positioning System) der USA, das seit 1993 auch zivil genutzt werden kann, ermöglicht mit Hilfe von Satelliten die metergenaue Standortbestimmung eines Wracks. Das traditionelle Anpeilen von Kirchturmspitzen, Bäumen oder Schornsteinen ist zwar ein alter Hut, kann aber in unmittelbarer Ufernähe noch hilfreich sein.

Viele Wracks verraten sich durch Oberflächenturbulenzen; normalerweise aber werden sie von Forschungssatelliten, Magnometern und Farbecholoten geortet. Echolote sind so einfach zu bedienen, dass selbst ein Anfänger ihre Anwendung schnell lernt. Ein Farbecholot neuerer Bauart zeigt nicht nur die Umrisse eines Wracks, sondern lässt sogar die Umrisse größerer Fische in unmittelbarer Nähe des Schiffs erkennen. Diese Geräte arbeiten mit einer solchen Auflösung, dass selbst das Spiel des eigenes Köders zu beobachten ist, wobei die Farbe der Echos die Fischgröße und damit auch die Fischart preisgibt.

Allerdings sind auch Farbecholote nicht unfehlbar, deshalb empfiehlt es sich, über dem Wrack zu kreuzen und es aus verschiedenen Blickwinkeln zu untersuchen. Erst dann lassen sich manche Fische erkennen.

 

 

Wracks vor der Küste

Ein großes Schiffswrack vor den Orkney-Inseln. Wo es große Wracks wie dieses und unzählige kleinere gibt, kann der Skipper von einem Wrack zum anderen pendeln.

 

Auf Fischsuche

In manchen Gebieten wandern die Fische gerne von Wrack zu Wrack. Pollack-, Dorsch- und Wolfsbarschschwärme können unerwartet auftauchen. In unmittelbarer Ufernähe gelegene Wracks ziehen häufig Wolfsbarsche an, während Pollack und Dorsch die tieferen Wasser bevorzugen.

Schwärme von Pollacks und Barschen jagen in den oberen Bereichen des Wracks, wo ihnen die Flut kleine Fische zuspielt. Pollacks lauern hinter Masten, Sparren und Aufbauten und schießen aus dieser Deckung blitzschnell auf ihre Beute zu. Die Schwärme bestehen oft aus gleichgroßen Pollacks; kleinere Pollacks bleiben das ganze Jahr als Dauergäste.

Lanzettfische und Sandaale sind die Hauptbeute der Wrackräuber, daneben auch kleine Makrelen, Franzosendorsche und Sprotten.

Die trägeren Arten gehen hinter und manchmal auch vor dem Wrack in Deckung, wo sie auf eine vorbeischwimmende Mahlzeit hoffen. Die größten Conger lauern in der Tiefe des Rumpfs oder in sandigen Furchen seitlich des Wracks. Gelegentlich wagen sie sich aus ihren Verstecken hervor, um sich ein Opfer zu suchen, und verschwinden ebenso schnell wieder mit dem Schwanz voraus im Wrack.

In der Umgebung des Wracks findet man Zahnbrassen, und Goldmaiden tummeln sich inmitten des korallendurchsetzten und sanft wehenden Seegrases. Hin und wieder greifen große Makrelen und Stöcker Schwärme die kleinen Fische an und treiben sie gegen den Schiffsrumpf. Sie verfallen in einen regelrechten Fressrausch und locken größere Raubfische wie etwa Dornhaie und Hundshaie an.

Wracks vor der Küste

Dieser Trawler, der noch bis vor kurzem den Fischen schwer zugesetzt hatte, bietet jetzt einem Schwarm kleiner Franzosendorsche sicheren Unterschlupf.

Taktiken beim Wrackfischen

Köderfarben wechseln

Schwarz ist für Wolfsbarsche und Pollacks eine gute Köderfarbe. Wechselt man Farbe oder Größe des angebotenen Kunstköders, kann man auch scheue Fische noch zum Anbiss reizen.

Von allen bunten Federn sind weiße in der Regel auf Dorsch am wirkungsvollsten, während man bei starker Flut besser große, schwere Pilker wählt.
Auch Wattwürmer, Tintenfische und Makrelenstreifen sind wirkungsvolle Köder. Makrelen eignen sich gut für größere Pollacks und Barsche, Wattwürmer mehr für kleinere Arten wie Seebrassen, Franzosendorsche, Hundshaie und Dorsche.

Manchmal sind auch beköderte Federn auf Kabeljau und Franzosendorsche verwendbar.

Es gibt zwei Möglichkeiten: das Spinnfischen vom treibenden Boot und das Fischen mit natürlichen Ködern vom verankerten Boot aus.

 

Treibangeln lohnt sich bei klarem Wasser, wenn man dazu einen Pilker, Makrelen-Federn oder künstliche Sandaale verwendet, die man durch Heben und Senken anbietet. Ein einzelner Kunstköder an einem langen Vorfach ist die sportlichste Fangmethode für Dorsche, Pollacks und Barsche. Dazu lässt man den Köder zum Rumpf absinken und holt mit gleichmäßigem Tempo wieder ein – Pollacks verfolgen oft den Köder bis fast zur Wasseroberfläche, bevor sie ihn angreifen. Ihre erste kraftvolle Flucht in Richtung Wrack ist eine atemberaubende Erfahrung, allerdings ist die Kraft dieser feinen, goldgrünen Fische meist schnell erschöpft.

Vor dem Anker hat man bessere Chancen, wenn das Wasser von einer starken Flut oder vom rauen Seegang aufgewühlt ist. Präzision ist dabei entscheidend. Bevor man den Anker auswirft, sollte man Richtung und Geschwindigkeit von Wind und Flut berücksichtigen. Bei starkem Wind und beständiger Flut muss man das Boot bewegen, um mit dem Fisch in Kontakt zu bleiben. Beim Fischen auf Brassen, Hundshaie oder Dorsche in Grundnähe sollte man das Angelgeschirr immer so einfach wie möglich wählen – komplizierte Endmontagen verfangen sich nur im Wrack.

Das Angelgeschirr muss stark genug sein, um Fische vom Wrack wegforcieren zu können. Angelgerät der 30-lb-Klasse (13,6 kg) ist für die Wrackangelei meist schwer genug. Für große Conger sollte man bis zur 50-lb-Klasse (22,7 kg) gehen. Es ist wichtig, sein Angelgerät präzise zu beherrschen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wo sich Takelage, Masten und Aufbauten befinden. Die schönsten Fänge macht nämlich derjenige, der seinen Köder so nah wie möglich an den Fisch heranbringt.

Wracks vor der Küste

So sieht ein Schiffswrack auf einem Farbecholot aus. Das Erkennen der Fische in der Nähe des Wrack erfordert etwas Übung. Wichtig ist, dass der Blickwinkel gewechselt wird.

 

Wrack im klaren Küstengewässer

Küstenwracks liegen normalerweise in Tiefen bis zu 45 Metern und sind den wetterbedingten Bewegungen des Wassers stärker ausgesetzt als tiefer liegende Wracks. Bei trübem Wasser sind natürliche Köder den künstlichen überlegen. Sandaale, die von der Flut über das Wrack hinweggespült werden, ziehen große Seebarsche an.

Wracks vor der Küste

Ein schöner Pollack, der über einem Küstenwrack gefangen wurde. Diese Fische sind meist nicht so groß wie ihre Brüder im offenen Meer, dafür aber häufig in hervorragender Verfassung.

 

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