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Die Engländer sind Meister im Angeln mit totem Köderfisch auf Hecht, hier verrät uns Neville Fickling Tricks für diese Angelmethode
Das Angeln mit totem Köderfisch – ganz oder in Stücken – ist in Großbritannien die am weitesten verbreitete Hechtfangmethode. Sie ist so erfolgreich, dass mit lebenden Köderfischen, obwohl es in Großbritannien erlaubt ist, nur noch selten geangelt wird. Mit toten Köderfischen werden jedes Jahr zahlreiche Specimenfänge von zweistelligen Kapitalen gemacht.
Manchmal überfallen Hechte zwar ihre Beute, meist jedoch müssen sie sie jagen. Tote Fische sind für den Hecht „Gratis-Happen“: Da die Jagd entfällt, muss der Hecht für die Bewältigung der Mahlzeit kaum Energie aufwenden. Als Hilfe beim Aufspüren toter und lebender Beutefische verfügt der Hecht über einen hochentwickelten Geruchssinn und ein scharfes Auge.
Neville Fickling, einer der erfolgreichsten und angesehensten Hechtangler Englands und ehemaliger Hecht-Rekordhalter, setzt eine Hechtschönheit der zweistelligen Gewichtsklasse in ihr Element zurück. Dieses Exemplar wurde mit der beliebtesten britischen Hechtfangmethode überlistet, dem toten Köderfisch. Für den Hecht ist die richtige Behandlung lebenswichtig: Der Haken muss korrekt gelöst und der Fisch so rasch wie möglich zurückgesetzt werden.
Angeln mit totem Köderfisch
Um mit totem Köderfisch erfolgreich zu angeln, muss man sich diese beiden Sinne des Hechts zunutze machen und den Köderfisch verlockend duftend und gut sichtbar anbieten.
Als tote Köderfische kommen verschiedene Süßwasser- und Meeresfische in Frage. Wegen ihres hohen Fettgehalts und der leichten Verfügbarkeit sind Heringe und Makrelen als Köder besonders beliebt. Grundsätzlich sollte man diese Fische bis zu einer Länge von 15 cm als Ganzes verwenden; größere Fische bietet man halbiert an. Ebenfalls sehr beliebt sind Sardinen, Sprotten und Stöcker. Weniger verbreitet, aber ebenfalls sehr fängig, sind Sandaal, Hornhecht, Wittling und Meeräsche.
Laufbleimontage (Running Leger)
Dies ist eine Standardmontage für das Fischen mit totem Köderfisch auf Grund. Hier wird eine halbe Makrele verwendet, aber man kann auch jede andere Fischart, ganz oder in Stücken, verwenden.
Stinte als Köder
Von den Süßwasserfischen kann man jede Art verwenden, die sich mit der Angel leicht fangen lässt, am häufigsten werden jedoch Rotaugen, Rotfedern, Hasel und Aale (in Stücken) verwendet. Beliebt sind in manchen Gegenden Regenbogenforellen. Tiefgefrorene Fische eignen genauso gut wie frische als Köder Fische.
In Deutschland ist der Stint einer der besten toten Köderfische. Viele norddeutsche Raubfischexperten beziehen zum Beispiel vom Fischer aus Fliegenberg an der Elbe tote Stinte. Doch zurück nach Großbritannien.
Um misstrauische Hechte zum Anbiss zu verleiten, kann man den Geruch des Köder Fischs durch Injektionen mit bestimmten Aromastoffen und Fischölen verändern. Tote Köder Fische sind auch mit unterschiedlicher Einfärbung erhältlich, so dass man einen zögerlichen Hecht doch noch verführen kann, indem man etwas Abwechslung ins Spiel bringt. In der letzten Zeit haben Aminosäuren („Aminos“) viel Aufsehen erregt, die toten Köder Fischen als Lockmittel eingespritzt wurden.
Beim Angeln mit toten Köder Fischen muss das Gerät Ködergewichte von mindestens 100 g aushalten. Die Rute sollte eine Testkurve von 2 bis 3lb (0,9-1,4 kg) aufweisen und mit einer robusten Stationärrolle mit Schnur von 5-6,8 kg Tragkraft (0,30 mm-0,38 mm) bestückt sein. Und Stahlvorfächer sind unverzichtbar! Hochwertige Stahlvorfächer von etwa 60 cm Länge und zwei hintereinander angebrachten 6er oder 8er Drillingen sind in Angelgeschäften fertig montiert erhältlich. Jeweils ein Haken des Drillings hält den Köderfisch. Der obere Drilling lässt sich am Stahlvorfach in der Höhe verstellen und so der Größe des jeweiligen Köder Fisches anpassen.
Man sollte niemals ohne eine lange Arterienklemme zum Lösen des Hakens und ohne einen ausreichend langen Unterfangkescher zum Hechtangeln gehen.
Es gibt zwei erfolgversprechende Techniken, um den toten Köder Fisch anzubieten: die unbewegliche und die bewegliche Methode. Welche der bei den Methoden man verwendet, hängt sehr von der Laune des Hechts ab, und die lässt sich oft erst am Wasser bestimmen. Hat man jedoch erst einmal das entsprechende Gerät und das Know-how, um die verschiedenen unbeweglichen und beweglichen Techniken anzuwenden, ist man für jede Situation vorbereitet.
Beim Fischen mit unbewegten Köderfischen ist dies eine der zuverlässigsten Bissanzeigemethoden: Der Köder wird ausgeworfen, die Schnur gestrafft, der Schnurfangbügel geöffnet und die Schnur mit dem weißen Plastikclip festgehalten. Zieht ein Hecht mit dem Köderfisch ab, löst sich die Schnur aus dem Clip, die orangefarbene Kugel fällt hinab und löst den blauen Alarm aus.
Die Duft Spur verstärken
Mit reglos angebotenen Köder Fischen wurden in den letzten Jahren viele große Hechte gefangen. Abgesehen von ihrer guten Sichtbarkeit, liegt der Hauptvorteil der unbewegten Köder Fische in der von ihnen hinterlassenen Duft Spur. Aus diesem Grund kann es auch sinnvoll sein, statt eines ganzen Köder Fischs nur einen halben anzubieten – so verstärkt sich die Duft Spur deutlich. Eine andere Möglichkeit besteht darin, einen ganzen toten Köder Fisch mehrmals zu durchstechen, damit mehr Körpersäfte ins Wasser entweichen können.
Ein kleines, totes Rotauge, fertig zum Wurf. Es kann sich lohnen, mit verschiedenen Köderfischgrößen zu experimentieren, aber die Formel „je größer der Köderfisch, desto größer der Hecht“ geht nicht immer auf. Kleine Köderfische sind schon vielen großen Hechten zum Verhängnis geworden.
Der unbewegte Köder
Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei der unbewegten Methode in einem guten Bissanzeiger, der dem Hecht keine Zeit lässt, den Köder Fisch im Maul zu drehen und hinunterzuschlucken, was zu tiefsitzenden und schwer lösbaren Haken führt. Man benötigt ein ziemlich schweres Blei, etwa 30 g, um den Köder gut zu verankern und die Schnur straff halten zu können.
Laufblei: Dies ist das einfachste unbewegliche Rig. Der Köder bleibt dabei fest am Grund liegen (siehe Abbildung Laufbleimontage).
Popped-up-Köderfisch: Dies ist eine abgewandelte Form des Laufblei-Rigs. Dabei führt man einen Schaumstoffstab in den Fischkörper ein, der diesen vom Grund etwas anhebt und so für den Hecht besser sichtbar macht (siehe Abbildung Popped-up-Köderfisch). Diese Methode lässt sich gerade über krautbewachsenem oder tief verschlammtem Grund (wo also der Köderfisch manchmal verborgen bleibt) besonders wirkungsvoll einsetzen.
Hängender Köderfisch: Dies ist ein etwas komplizierteres, aber sehr fängiges Rig. Dabei kommt ein Pilotfloß zum Einsatz, das unter der Wasseroberfläche steht und dem Köder Fisch genügend Auftrieb verleiht, um ihn vom Fluss- oder Seegrund weg anzuheben (siehe Abbildung Hängender Köderfisch). Auch auf diese Weise bleibt der Köder Fisch gut sichtbar und verschwindet nicht im Kraut oder im Schlamm.
Bei unbewegten toten Köder Fischen dauert es oft eine Weile, bis der erste Biss sich einstellt. An guten Tagen kann man jedoch ein Dutzend Bisse von Hechten jeder Größenordnung bekommen. Nur in Gewässern mit einem sehr guten Nahrungsangebot zeigen sich die Hechte meist wenig interessiert.
Köderfisch am Spinnsystem
Bevor man den Fisch mit dem Kopf nach oben anködert, muss man ihn biegen, damit er sich beim Einholen wie ein kranker Fisch bewegt.
Der bewegte Köderfisch
Mit einem bewegten Köderfisch spricht man nicht nur den hochentwickelten Geruchssinn und das ausgezeichnete Sehvermögen des Hechts an, sondern auch die Empfindlichkeit seines Seitenlinienorgans für Vibrationen. Zu den bewegten Angelmethoden gehört das Führen des Köderfischs im Wasser, das Absuchen möglicher Standplätze mit Hilfe einer Posenangel und das Schleppangeln.
Köderfisch am Spinnsystem: Um den Köderfisch richtig zu führen, montiert man ihn mit dem Kopf nach oben ans Stahlvorfach und holt ihn möglichst verführerisch ein. Je mehr der Körper des Fisches gebogen wird, desto stärker die Wackelbewegung beim Einholen.
Köderfisch an der Treibpose: Manchmal kann man den Köderfisch nicht direkt an den vermuteten Standplatz des Hechts werfen, weil entweder die Entfernung zu groß oder ein Hindernis im Weg ist. Hier kann eine Treibpose Abhilfe schaffen, vorausgesetzt, Windstärke und Windrichtung stimmen.
Segelpose: Mit Hilfe einer sogenannten Segelpose kann man den toten Köderfisch auch in extrem großer Entfernung (100 m oder mehr vom Ufer aus) anbieten. Bei dieser etwas schwierigeren Technik segelt der Köder mit Hilfe der Pose übers Wasser.
Schleppangeln (Trolling): An sehr großen Gewässern findet man den Hecht häufig erst nach einer ausgedehnten Suchaktion. Eine bewährte Methode besteht darin, den toten Köderfisch hinter einem Boot geschleppt anzubieten. Ähnlich wie bei der Segelpose, handelt es sich dabei jedoch eher um eine Technik für Spezialisten als für Anfänger.
Auch tote Meeresfische eignen sich bestens zum Hechtangeln. Es kann nie schaden, sich einen Vorrat verschiedener tiefgefrorener Meeres- und Süßwasserfische anzulegen. An stark befischten Gewässern werden die Hechte schnell wählerisch.
Vorsicht mit Spritzen!
Wer toten Köderfischen Öle und Duftmittel einspritzt, sollte daran denken, dass Spritzen gefährlich sein können. Am besten verwendet man nur die in Angelgeschäften erhältlichen Spezialspritzen, geht vorsichtig mit ihnen um und bewahrt sie an einem sicheren Ort auf. Niemals Spritzen am Angelplatz zurücklassen!
Der Angelplatz und das Gerät wurden richtig gewählt, der tote Köderfisch gekonnt präsentiert. Der Lohn: ein Hecht für den Kescher!
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