Casting mit Paul Kerry (Trockenangeln oder Turnierwurfsport)

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Casting ist eine Disziplin des Angelsports, es bezeichnet den Weitwurf oder das Zielwerfen mit an der Angelschnur befestigten Ködern

Wenn man Paul Kerry so beim Casting zusieht, könnte man meinen, das Ganze sei kinderleicht. Ob es Castingmeister Paul Kerry wohl gelingen wird, endlich die grauenhaften Würfe von Angel-Praxis-Mitarbeiter Ben Eveling zu verbessern?

Casting mit Paul Kerry

Casting „Ja, das da ist die Rolle. Da läuft die Schnur weg.“ Paul Kerry gibt Ben eine Angelstunde. Und das blaue Ding da? „Das ist dein Daumen mit meinem Fingerling drauf.“ Hoppla! Das hatte ich eigentlich nicht vor.

Da gibt es kein Stöhnen oder Prusten, und vor allem kein Umfallen beim Wurfabschluss. Sein Wurf ist eine einzige weiche, fließende Eleganz mit einem Hauch versteckter Kraft, gefolgt vom schönsten Wurfgeräusch überhaupt, dem melodischen Schnurren einer gut eingestellten Multirolle. Für die meisten von uns „Stöhnern“ und „Umfallern“ ist Casting eine Sache, die notwendig wird, wenn man mal nicht vom Pier aus angeln kann, und unsere besten Würfe gehen vielleicht 60 m weit hinaus. (Dabei erzählen wir natürlich jedem, dass wir den Köder hinter den Horizont bringen können.)

 

Nur keine Panik beim Casting

Paul kann jedem Werfer weiterhelfen, denen etwa, die schon ganz gut zurechtkommen und nur etwas weiter hinaus wollen, aber auch den fast schon hoffnungslosen Fällen. Mit dem heutigen Gerät sind Würfe von 120 m für jeden zu schaffen. Das sagen sie uns zumindest; für mich ist das Blödsinn. Doch ich will gerne meine Vorurteile einen Moment lang ablegen (und meine alte Multirolle, eine Sondermodell Marke „Vogelnest“). Paul soll Gelegenheit bekommen, mich vom Gegenteil zu überzeugen.

Als erstes legt er einen seidenweichen Pendelwurf hin, nur um mir zu zeigen, was machbar ist. Ich führe ihm meinen bekannten Wuchtwurf vor den „Überkopfplumpswurf“ und Paul kann sich das Lachen gerade noch verkneifen. Er macht sich gar nicht erst die Mühe, meinen alten Wurfstil irgendwie zu retten. Ein ganz neuer Wurfstil, genannt „Off-the-Ground“- Wurf, ist angesagt. Dabei wird das Blei vor dem Wurf auf dem. Boden abgelegt; dieser Wurf ist wesentlich vielseitiger als mein alter Überkopfschwinger. Paul macht’s vor, und alles sieht sehr einfach aus das Blei schwebt majestätisch gen Himmel. Jetzt bin ich dran.

 

Alles sieht sehr einfach aus.

Ich lasse das Blei losfliegen. Nur fliegt es nicht. Mein persönlicher „Weg-vom-Ziel-Wurf“ landet mit hörbarem Plumps mindestens 15 m weit draußen und etwa dreimal so weit zur Linken. Zum Glück ist der Strand ganz verlassen. „Da hast du es ein bisschen zu spät freigegeben, Ben“, meint Paul. Da ist schon was dran. Die Schnurfreigabe hat eine halbe Ewigkeit gedauert. Ich bringe mein Gerät wieder in Ordnung, und Paul führt meine Arme und Beine langsam durch den richtigen Bewegungsablauf. Ich gehe unter seinen wachsamen Augen in Position und wiederhole die Bewegungen, die er mir gezeigt hat, nur eben mit Tempo.

Tipp Berater in Sachen Brandungsangeln

Neben Casting-Turnieren, Matchangeln und seinem Beruf ist Paul Kerry Berater für Daiwa in Sachen Brandungscasting. Er hilft Daiwa bei wichtigen Verbesserungen an Ruten und Rollen, die zu den besten der Welt zählen. Daher hat er nur selten Zeit für Unterrichts-stunden. Doch gibt es in Großbritannien viele professionelle Casting-Lehrer. Im Sea Angler ist eine aktuelle Liste (Bretton Court, Bretton, Peterborough, PE3 8DZ). In Deutschland fragen Sie in Fachgeschäften an der Küste.

 

Casting mit Paul Kerry

Casting. „Da hast du’s ein bisschen zu spät freigegeben, Ben“, sagt Paul hilfsbereit, während das Blei fröhlich in eine vollkommen falsche Richtungweiterfliegt. Nun ja, so schlimm ist das auch nicht, an der Präzision kann ich später noch feilen.

Casting mit Paul Kerry
Casting. Pauls „Off-the-Ground“-Wurf schickt das Blei schier in den Himmel. Bei dem Versuch, seinen makellosen Wurfstil nachzuahmen, kann ich mich schon glücklich schätzen, wenn das Blei vor mir im Wasser landet.

 

 

Ein richtiger Wurf

Da bin ich aber platt ..Schau dir mal an, wie das Ding losfliegt. Fast so, als verstünde da jemand was von der Sache. Paul grinst, und ich kringle mich vor Lachen. Das hat sich sogar angefühlt wie ein richtiger Wurf. „Das war ganz einfach“, prahle ich. „Pass mal auf.“ Ich hole ein und befördere den nächsten Wurf mit Schmackes an ein entferntes Stück Strand, irgendwo zu meiner Rechten, in einem Flugwinkel von ganzen drei Grad zur Horizontalen. „Du musst hoch zielen! Es spielt keine Rolle, wie hoch es dir vorkommt, ziele einfach höher.“ Nur um es ihm zu zeigen, ziele ich senkrecht nach oben.

Meisterwurf Nr. 2 flitzt über die Wellen hinweg und landet knapp 100 m weit draußen im Zielgebiet. Der Mann kennt sich wirklich gut aus in der Materie. So geht es etwa eine Stunde lang lustig weiter, und es kommt Angelschnur zum Vorschein, die ich seit dem ersten Aufspulen nicht mehr zu Gesicht bekommen habe. Paul unterbricht mich in meiner Begeisterung. „Richtig.

Jetzt hast du es einigermaßen gut drauf.“ Einigermaßen? Ich dachte, ich sei perfekt! Na, dem werd‘ ich’s zeigen. Schon flitzt das Blei los, und die Rolle schnurrt wie ein Kätzchen. Doch was fühlt sich da unter meinem Daumen so pelzig an? Die Rolle übertreibt es ein bisschen mit dem Katzenhaften. Meine bildhübsche, nagelneue Fliehkraftbremsen-Wunderrolle sieht aus wie eine Kreuzung zwischen einem Chinchilla und den Musikern von ZZ Top.

Casting Tipp. Alles braucht seine Zeit

„Manche kommen mit den Bewegungsabläufen schneller klar als andere“, sagt Paul. „Da war mal so ein Typ, der gar nicht werfen konnte. Er wollte nur seinem Kumpel während der Stunde ein wenig Gesellschaft leisten. Abends legte er dann Pendelwürfe bis an die 200 m hin. Das schafft natürlich nicht jeder, aber ich habe noch keinen erlebt, der seine Wurfweite nicht verbessert hätte.“

Casting mit Paul Kerry

„Die Spule war sowieso zu voll“, erkläre ich Paul Kerry, als das Blei seewärts fliegt und der größte Teil der Schnur es vorzieht, doch lieber auf der Rolle zu bleiben. Das ist eben die Strafe für einen hässlichen, abgehackten Wurfstil.

Während ich langsam eine vogelnestartige Perücke auseinanderzupfe, die einem dreckigen Riesengeier zur Ehre gereicht hätte, wächst in mir die Bereitschaft, Paul besser zuzuhören. „Nun ja, wenn du es nicht gerade mit aller Gewalt versuchst, sieht es gut aus. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir uns an einen Mini-Pendelwurf wagen. Ich nenne das den „Seit‘-an-Seit‘-Schwung“. Einen Pendelwurf? Ich? Du machst Scherze. Das tut er jedoch beileibe nicht, und im Nu führt er mir vor, wie’s gemacht wird. „Das ist ein echt toller Wurfstil“, sagt er und schnalzt das Blei kilometerweit hinaus. „Eine gute Methode, wenn man auf den Felsen steht und das Blei nicht auf dem Boden ablegen kann.“ Diese Theorie kann ich bald nachvollziehen.

Den Schwung habe ich schon heraus, und vorn „Off-the-Ground“-Wurf her weiß ich, wie das Blei hinausgeschleudert wird mit dem „Power-Schlag“, wie Paul ihn nennt (oder dem „Nicht-so-viel-Power-sonst-läuft-dir-die-Rolle-davon-Schlag“, wie er meine Versuche freundlich kommentiert). Beides richtig zu kombinieren erweist sich als ganz schön schwierig. Paul korrigiert meine Bewegungen etwas, und nach mehreren Stunden harten Trainings habe ich es mehr oder weniger gemeistert, wenn auch nur in einer recht zaghaften Version. Wie dem auch sei, das Blei kann ich jetzt immerhin 110 m weit hinausbefördern. Wer hätte das gedacht?

Casting mit Paul Kerry

Casting. Paul erklärt die Grundlagen des Pendelwurfs. Theoretisch hört sich alles ganz einfach an, doch die Realität hinkt dem optimalen Wurf in den meisten Fällen etwas hinterher. Dennoch: Hat man die Grundlagen erst einmal im Griff, bekommt man mit etwas Übung jeden Wurf gut hin.

Das sieht doch gar nicht so schlecht aus

Casting mit Paul Kerry
Nach viel Übung und etwas Druck von Paul beim Casting nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und versuche mich an einem astreinen Pendelwurf. Nach vielen Fehlversuchen bekomme ich es ganz allmählich hin aber es gibt noch vieles, woran ich arbeiten muss. „Schwing‘ gefälligst das Blei höher hinauf und halte deinen linken Arm gerade!“

Casting mit Paul Kerry
„Hoch mit der Rutenspitze!“

Casting mit Paul Kerry

und „Du meine Güte! Aus dem Kreuz raus!“ . Keine Angst, das sind nicht Pauls Bemerkungen, nur die eigenen Gedanken, die einem so kommen. (Es sei denn, man gehört zu den Glückspilzen, die es auf Anhieb richtig hinbekommen und nur still vor sich hin murmeln: „Oh, gut gemacht. Ein wirklich toller Wurf!“ Andererseits ziehen diese Leute leicht den Hass der übrigen Brandungsangler auf sich).

 

Zeit für eine Angeleinlage beim Casting

Ich bin fix und fertig. Von dem ganzen Auswerfen und Einholen muss ich mich jetzt erst einmal erholen Zeit für eine kleine Angeleinlage. Wie jeder Meeresangler weiß, gibt es im Meer leider kaum noch Fische zu fangen. Dennoch ist es schön, einmal so richtig auszuspannen und eine halbe Stunde lang auf eine absolut unbewegliche Rutenspitze zu schauen. Jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit. „Es ist an der Zeit, dass du den kompletten Pendelwurf lernst“, sagt Paul Kerry grinsend.

Ich weiß gar nicht, worüber er eigentlich lacht. Schließlich wird das 150-g-Krallenblei an ihm hängenbleiben, wenn bei mir die Schnur reißt. Er führt ein paar Würfe vor, doch ich habe auch danach nicht die geringste Ahnung, was mit dem Blei eigentlich geschehen ist. Es steigt irgendwie auf, macht kurz WUSCH! und dann es ist weg. Doch erklärt mir Paul, was da genau vorgeht, und zeigt es mir noch mal. Aha! Soweit die Theorie. Ich bringe mein Gerät in Ordnung und mache mich wurfbereit.
Casting mit Paul Kerry
Casting. Paul Kerry führt den Stil vor, mit dem er wiederholt Meister der „UK Surfcasting Federation“ wurde und der ihm zahlreiche Distanzrekorde für Stationär- und Multirolle einbrachte

Es scheint einigermaßen zu klappen. Zumindest geht der Wurf ungefähr in die richtige Richtung. Es wäre schön, wenn ich sagen könnte, dass ich den Wurf beherrsche, das Vorfach 170 m hinausbefördere und ein, zwei schöne Schollen fange. Aber … Das Blei kann ich schön weit hochschwingen, aber ich bekomme die Rute nicht hoch genug für den eigentlichen Schlag.

Es fühlt sich so an, als müsste ich das Blei durch den Sand schleifen. Nachdem ich Paul noch einige Male zugesehen habe, weiß ich, dass das nicht stimmt, nur kann ich meinen Wurfarm nicht davon überzeugen. Trotzdem: Jetzt, da ich den Köder über die 100-m-Marke hinausbekomme, darf ich die Nase am Strand schon etwas höher tragen und fange vielleicht auch mehr Fische. Wer also mit seinem Wurf nicht zufrieden ist, sollte sich ruhig mal ein oder zwei Takte beibringen lassen.
Casting mit Paul Kerry
Casting. Möchte man das bisschen Fisch, das an der Küste noch übrig ist, fangen hier Paul mit einem kleinen Dorsch, tagsüber in Wurfweite gefischt, beginnt man am besten mit einem Wurftraining.

 

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