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John Sidley, der wohl beste englische Aal-Experte, erklärt seine Angelmethoden und zeigt, warum er mehr kapitale Aale fängt als jeder andere
Der Severn gehört zu den berühmtesten Flüssen in Großbritannien. Aale zählen dort allerdings nicht gerade zu den beliebtesten Fischen. John Sidley jedoch fischt am Severn nur auf Aale. Selbst der Fang eines 13,1 kg schweren Hechtes im Severn ist für ihn nur eine nette Ablenkung vom Hauptprogramm, den schleimigen, großen „Schlangen“, wie er sie nennt.
John Sidley ist seit den ersten Tagen, in denen er mit seinem Vater fischen ging, fasziniert von Aalen. Seine Aale mussten immer größer sein als diejenigen, die sein Vater erbeutete. John Sidleys Traum ist es, einen Aal zu fangen, der die englische 10-Pfund-Marke überschreitet (10 Ib = 4,5 kg).
9.20 Uhr Die Insel
John Sidley wartete beim „Upper Loade Lock“, einer Schleusenkammer. Nachdem er seine Geräte ausgepackt hatte, verschwand er im Unterholz auf dem Weg zur Insel. Das Wehr Tewkesbury ist ein Angel-Mekka, aber John sucht sich lieber einen einsamen Platz; die Aale scheinen das auch zu tun.
Es war nicht einfach, ihm zu folgen, denn zwischen den Brombeeren und Nesseln gab es keinen Weg. Als wir uns endlich durch das Gestrüpp gekämpft und das Flussufer erreicht hatten, war John schon lange da.
Ruten, Rollen, Rutenständer, Affenkletterer, Boxen und Taschen lagen bereit. John Sidley machte zwei Angelruten fertig. Auf bei den Seiten der Insel warf er den Köder etwa 60 m aus, dann setzte er sich bequem hin. Der Schnurfangbügel an beiden Rollen war geöffnet, die Leine mit einem Clip am Griff befestigt. John angelt immer auf diese Weise, denn die großen Aale (seine „Schlangen“) sind sehr sensibel und lassen den Köder bei dem geringsten Widerstand fallen.
Tipp
Sie brauchen keinen Schnurclip zu kaufen, wenn Sie mit geöffnetem Schnurfangbügel auf Aal ansitzen wollen. Ein Gummiband reicht. Die Leine muss sich leicht abziehen lassen. Sonst kann man den Schnurfangbügel schließen und den Aalfang vergessen.
9.55 Uhr Dem Geruch nach
An der einen Rute hing ein Tauwurmbündel als Köder, an der anderen ein halber Sandaal. Sandaale leben an der Nord- und Ostseeküste. Man kann sie manchmal gefroren oder eingemacht kaufen. Bevor John auswirft, schneidet er die Enden der Tauwürmer ab. Aale haben einen ausgezeichneten Geruchssinn und riechen den austretenden Körpersaft. Aus diesem Grund nimmt John auch immer nur Teile von Köderfischen.
Noch eins ist wichtig: John lässt den Köder immer im Wasser liegen; er prüft ihn nur nach einem Biss! Aale jagen mit ihrer Nase. Je länger der Köder sich im Wasser befindet, desto größer ist die Chance, dass der Aal ihn finden wird.
Und genau das passierte jetzt. Der Optonic (ein elektronischer Biss Anzeiger) piepte mehrfach, und John schlug die Wurm Rute an. Zu Johns Enttäuschung war es nur ein kleiner Aal, aber immerhin war es ein Aal und nicht ein ganz „normaler“ Fisch.
In einem Fluss wie dem Severn, ist es leichter, Aale zu fangen, als in einem stehenden Gewässer. John Sidley steht hier an der Spitze der kleinen „Insel“.
12.00 Uhr Erster Erfolg
John machte es sich wieder bequem, um auf den nächsten Biss zu warten. Es gab eine lange Pause, aber das gehört zu dieser besonderen Art der Angelei. Als nächstes piepte plötzlich der Optonic an der Köderfischrute auf. Die Schnur flog von der Rolle, und nach dem Piepen hätte man meinen können, der Aal wolle im Eiltempo seine Wanderung in die Sargasso-See antreten. John wollte das verhindern. „Dieser Aal fühlt sich etwas besser an“, sagte John beim Anhieb.
Der Kampf war nicht fair, denn John hat Hunderte von Aalen dieser Größe gelandet, und dieser hatte offensichtlich noch keine Bekanntschaft mit ihm gemacht. Als der Aal die Flucht stoppte, vergewisserte sich John, dass der Fisch nicht am Grund festsaß. Dann setzte er dem Aal sanften Druck entgegen. Auf diese Weise, so scheint es, zappelt der Aal nicht annähernd so heftig, als wenn man ihn mit viel Kraft ein kurbelt. Plötzlich war der Aal an der Wasseroberfläche. Sich windend wollte er sich vor dem Netz retten.
Keine Chance! Der Aal kam in einen Wiegesack. Er wog genau 1 kg. John war sehr überrascht über diesen Fang. „Wenn das so weitergeht, dann glaubt mir kein Mensch, wie schwierig das Aalangeln ist“, sagte er.
Wer mit Tauwürmern fischt, muss einen Affenkletterer benutzen, weil die Aale oft nur am Köder nuckeln. Einen toten Köderfisch nimmt der Aal und schwimmt weg; in diesem Fall reicht ein Optonic (elektronischer Biss Anzeiger).
12.50 Uhr Badewanne ahoi!
Nach dieser Aufregung wurde es wieder ruhig, bis John einen Freund den Fluss entlang paddeln sah. Der Freund, der auf Hecht aus war, hatte ein Boot, das eher einer alten Badewanne denn einem Boot glich. „Hallo, John!“ (Beide haben denselben Vornamen.) „Komm hier rüber!“ rief er dem verwunderten Hechtangler zu. „Warum?“ war die Antwort des Hechtanglers, der offensichtlich wenig Lust verspürte, dem Wunsch des Aalspezialisten zu folgen.
Schließlich befand er sich 300 m flussabwärts in einem Boot, das für alles andere gebaut zu sein schien, nur nicht für das schnelle Fortkommen. „Komm schon her. Du wirst sehen“, war des Aalanglers Antwort. John Sidley hat unter den Anglern einen ausgezeichneten Ruf. Einige verstehen nicht, warum er ausschließlich an Aalen interessiert ist, aber sie respektieren es.
Er begann also, flussaufwärts zu paddeln. Nach 45 Minuten war die Strecke geschafft. „Was ist los?“ fragte der John im Boot, der annahm, dass der Aalangler mit einem großen Fisch zu kämpfen hatte, und er deshalb kommen sollte. Die Antwort fiel überraschend aus . „Hast du eine Zigarette, Kumpel?“ fragte der Aalangler. Erst danach fragte er den Hechtspezialisten nach seinem Fang. Aber John im Boot hatte nur ein paar kleine Hechte gefangen. „Warum“, fragte John, „willst du dein Glück nicht bei dem versunkenen Baum probieren?“ Der Angelplatz an dem versunkenen Baum gehört zu den besten Hechtstandorten an dieser Strecke.
Der erste Fisch des Tages ist ein Schnürsenkel-Aal, aber auch der wird vorsichtig behandelt.
13.55 Uhr Überraschungen
Nach 10 Minuten hatte der Hechtangler etwas am Haken, und er sah viel glücklicher aus. Es stellte sich heraus, dass es der erste Zander seines Lebens war. John Sidley half seinem Hecht-Angelfreund beim Abhaken und Wiegen. Der Zander wog genau 1,8 kg. Kurz darauf piepte der Optonic wie verrückt. „Bei diesem Biss bin ich mir nicht sicher“, sagte John, als er den Fisch drillte. Der Grund wurde schnell klar. Es war eine 0,9 kg schwere Barbe, die den perfekten Aal Köder gestohlen hatte. Ärgerlich, aber John behandelte den Fisch trotzdem mit dem nötigen Respekt.
John, der Aalangler, köderte neue Tauwürmer an, als der andere John aus seinem Boot rief. Während die Barbe das Weite suchte, hatte er bei dem versunkenem Baum einen Hecht gefangen. Der Fisch wog knapp über acht Pfund; offensichtlich ist dieser Angelplatz wirklich ausgezeichnet.
Nun war es wieder Zeit, sich gemütlich hinzusetzen und über erfolglose Angelnächte und listige Aale zu reden. John Sidley erklärte, wie er 22 vergebliche Nächte angesessen hatte, bis er zwei Aale von mehr als 2,3 kg landen konnte. In dem Augenblick zeigte John Harbrom seinen zweiten Hecht, diesmal ein guter 10-Pfünder.
Hier taucht der Fisch, der „sich nicht so richtig anfühlte“, zum ersten Male auf. Die kräftige Angelschnur, die John Sidley benutzt (mit der er praktisch jede Größe von Aal landen kann), machte das Landen der 0,9 kg schweren Barbe leicht. Die Barbe wurde deshalb nicht bis zur Erschöpfung ausgedrillt. Barben, die erschöpft sind, müssen nach dem Drill sehr, sehr vorsichtig zurückgesetzt werden.
15.30 Uhr Stecknadel im Heu
Als John Sidley sich gerade beklagen wollte, dass er derjenige ist, über den berichtet werden soll, piepte der Optonic wieder los. Diesmal gab es einen Biss auf den halben Sandaal. Plötzlich stoppte die Schnur. Hatte John mit dem Anhieb zu lange gewartet? Doch dann lief die Schnur wieder von der Rolle. Jetzt schlug John an. „Dieser ist schon besser“, sagte er. „Noch eine Schlange.
Wir haben heute recht viel Glück.“ Der Aal nutzte seine gewaltigen Kräfte, um rückwärts zu schwimmen, auf den versunkenen alten Baum zu. Doch John Sidley brachte den Aal schnell ans Ufer. Er hat seine spezielle Art, mit den Aalen umzugehen. Es scheint, als würden die Aale wissen, dass sie wieder ins Wasser gesetzt werden, so wie es bei praktisch allen britischen Aal-Anglern gehandhabt wird. Wenn John Sidley die Aale berührt, beruhigen sie sich. Diese „Schlange“ wog genau 1,2 kg und war der perfekte Abschluss dieses Tages.
Danach gab es keinen Biss mehr. Insgesamt gesehen sind zwei große Aale, ein kleiner Aal und eine Barbe viel mehr, als der Tag – mit anderen Worten nicht die Nacht – versprochen hatte. John Sidley wird mit Sicherheit noch viele, viele Tage und Nächte auf den magischen 10-Pfund-Aal ansitzen. Er verdient es, ihn zu fangen.
Und hier ist die Barbe zu sehen. John Sidley fängt beim Aalangeln sehr selten Barben. Barben sind extrem harte Kämpfer, die sich im Drill völlig verausgaben. Eine Barbe, die erschöpft ist, setzt man so zurück: Der Fisch wird mit den Händen so lange gegen die Strömung gehalten, bis er wieder zu Kräften gekommen ist und von alleine wegschwimmt.
Der Anhieb
Wann man anhaut, hängt vom Köder ab. Wer mit toten Köderfischen angelt, haut beim zweiten Abziehen an. Wer mit einem Bündel Tauwürmer oder dem Kopf eines Köderfisches angelt, schlägt beim ersten Abziehen an, bei Würmern, wenn der Affenkletterer oben ist.
Der beste Aalköder?
Aalspezialisten wissen: Aale wollen frische Köder. John Sidley angelt mit Tauwürmern und Sandaalen. Sandaale sind auch an den deutschen Küsten leicht zu fangen. Der Kleine Sandaal ist etwa 15 cm lang und wird auch Tobiasfischchen oder Sandspirling genannt. Er lebt im flachen Wasser der Nord- und Ostseeküste. Die Fische gehen nachts auf dem Sandboden auf Nahrungssuche. Bei Ebbe bleiben sie oft im Sand zurück und sind dann leicht einzusammeln. In einigen wenigen Angelgeschäften werden Sandaale tiefgefroren oder in Plastik eingeschweißt angeboten. Die Frostware ist meist besser.
Statt mit Sandaalen kann man auch mit Stinten fischen. Der Stint ist ein Meeresfisch, der im Frühjahr zum Laichen in die großen Flüsse zieht. Wichtig bei allen eingefrorenen Köderfischen für den Aal ist die Frische. Ein Angelköder, der einmal aufgetaut ist, sollte nie wieder eingefroren werden. Die Stinte verlieren nach dem ersten Auftauen ihren charakteristischen Gurkengeruch, der schon manchen Aal an den Haken gebracht hat. Wer Stinte zum Aalangeln benutzt, sollte sich die kleineren Exemplare heraussuchen.
Bereit zum Geduldspiel. Die Ruten hat John Sidley aus Blanks von Paul Boote selbst gebaut. Es sind 11 Fuß (3,35 m) lange Legerruten. Die Ruten haben eine Testkurve von 2 lb, 6 oz (1,08 kg).
Anfüttern?
John Sidley füttert in Fließgewässern nicht an. Der Bootsverkehr würde das Lockfutter wegtreiben lassen. Aale finden Köder unter den schlechtesten Umständen. In stehenden Gewässern ist es sinnvoll anzufüttern, und zwar mit den gleichen Ködern wie am Haken (Würmern, Fischteilen). Das hilft Aalen, den Angelplatz immer wieder zu finden.
John Harbrom paddelt mit seinem Boot flussaufwärts. Mit diesen kleinen Booten ist das Hechtangeln in einem Fluss wie dem Severn perfekt. Man kommt praktisch ungehindert zu jedem Angelplatz.
John Harbroms erster Zander, bevor er wieder ins Wasser zurückgesetzt wurde. Es war nicht nur Johns erster Zander überhaupt; John feierte an diesem Tag auch noch Geburtstag
Wer kapitale Fische fangen will, braucht einen extragroßen Landekescher. Sie können so sicher gelandet und schonend zurückgesetzt werden, weil sie sich in den Maschen nicht verletzen
Hier wird der Angelhaken mit einer Arterienklemme aus dem Aal Maul entfernt. Damit lassen sich auch sehr tief sitzende Haken leicht lösen.
Hände, die zaubern
Wenn man Aale sehr hart anfasst, winden und kringeln sie sich. John Sidley, Aale sind sehr ruhig. John stellt seine Aale so ruhig: Er legt sie in eine Furche im Boden, bedeckt ihre Augen und streicht über ihre Seiten. Das scheint tatsächlich zu klappen.
Dieser Aal ist nicht dressiert, sondern eben gefangen. Nach Hunderten von Aalen hat es John Sidley gelernt, die Tiere ruhigzustellen. Dieser Aal brachte genau 1,2 kg auf die Waage. Er wurde – wie in Großbritannien üblich – zurückgesetzt.
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