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Das Auffinden der besten Angelplätze zum Fliegenfischen erfordert Strategie, denn an klaren Flüsschen ist der Fisch im Vorteil, er sieht den Angler
Großmeister Jon Beer gibt einige Schachzüge beim Fliegenfischen preis. Ein kleiner und klarer Fluss: Kaltes Wasser eilt über Kies- und Felsgrund hinweg. Das riecht nach Forellen! Aber wie fängt man sie? Die kleinen klaren Forellenflüsse findet man im Alpenraum genauso wie im norddeutschen Flachland. In einem solchen Flüsschen sucht man die große, majestätisch dahingleitende Forelle vergeblich. In einem kleinen Flüsschen verbringt die Forelle ihr Leben damit, gegen die Strömung anzukämpfen. Die mit der Strömung angetriebenen Nahrungsstücke müssen untersucht und gepackt werden, bevor das nächste wartende Maul Gelegenheit dazu erhält.
Fliegenfischen. Jon Beer zeigt, wie’s gemacht wird: Gleich kann er die schlanke Bachforelle aus einem klaren Fluss in die Hände nehmen. Jon angelt im aufgewirbelten Wasser. Die Forelle ist dort schwieriger auszumachen – andererseits verschleiert das Wasser hier den Blick der Forelle auf den Angler. Wenn Forellen sich erst einmal in Sicherheit wiegen, nehmen sie die Fliege eher.
Fliegenfischen Gegen die Strömung
Die meiste Zeit ist der Fisch gut zu sehen – also ungeschützt. Er kann nur durch Schläue überleben, und da setzt die Strategie einer erfolgreichen Fangmethode an! In kleinen Flüssen findet man die Fische oft nur 1 m vom Ufer entfernt. Es nützt einem wenig, wenn man eine Fliege 30 m weit werfen kann, vielmehr kommt es hier darauf an, aus der Deckung eines Gebüschs oder Felsens heraus der Forelle den Köder vorzusetzen, Eine verschreckte Forelle sucht blitzschnell Schutz und verstört mit ihrer Flucht auch alle anderen Fische.
Eine argwöhnische Forelle bleibt an ihrem Standort stehen, sie steigt nur selten nach einer Fliege – und wenn sie dies doch tut, untersucht sie die Fliege genau, bevor sie sich entscheidet.
Ein unerfahrener Fisch schnappt sich die Fliege hingegen sofort. Nähert man sich einer Bachforelle vorsichtig, ist es gleichgültig, wie man ihr die Fliege vorsetzt; sobald jedoch die Forelle den Angler bemerkt, wird sie in der Tat sehr wählerisch. Da die Forelle stets gegen die Strömung schwimmt und flussauf blickt, sollte man dies ausnutzen und sich ebenfalls flussauf vorarbeiten. So schleicht man sich unbemerkt von hinten an.
Fliegenfischen. Forellen lauern manchmal außerhalb des Hauptnahrungsdurchflusses unter Gebüsch, wo sie auf herabfallende Insekten warten. Hier ist das Wasser so klar, dass sie den Angler sehen. Nur ein guter Wurf hilft hier.
Die erste Fliege
Das Fliegenfischen auf Forellen an kleinen Flüsschen hat etwas Paradoxes an sich: Die beste Taktik besteht darin, so wenig wie möglich zu fischen. Wenn man ständig über diese kleinen Gumpen hinwegwirft, mit der Rute schwingt, die Fliege auf die Oberfläche klatschen lässt und wieder fortzieht, merkt die Forelle schnell, dass da etwas nicht in Ordnung ist.
Der erste Wurf beim Fliegenfischen, den man über einen Fischstandplatz hinweg ausführt, hat normalerweise die besten Chancen; mit jedem weiteren Wurf sinken sie. Hat man nach einem halben Dutzend Würfe noch keine Reaktion bekommen, wird es Zeit, weiterzuziehen – die Fische werden noch da sein, wenn man zurückkommt.
Fliegenfischen. Forellen in einem kleinen Bach verlassen sich ganz auf ihre Sinne, lauern versteckt und sind immer bereit, auf Beute los zuschießen. Der Angler muss schlauer sein als die Forelle – dieser findet hinter einem Busch Deckung.
Die Zeichen beim Fliegenfischen deuten
Entscheidend ist, wie und wo man beim Fliegenfischen die erste Fliege platziert. Erfahrene Angler verbringen deshalb viel Zeit damit, an einem klaren Flüsschen die Zeichen zu deuten.
Eine Forelle steigt in der Mitte eines langsam fließenden Pools nach Insekten. Deutlich erkennbare Ringe auf der spiegelnden Oberfläche verraten sie. Der Versuchung, ihr Fliegen vorzusetzen, lässt sich nur schwer widerstehen.
Doch hier heißt es überlegen: Die Mitte eines langsam fließenden Gumpens ist nicht der ideale Standplatz für eine Forelle. Die Nahrung kommt nur sehr langsam angetrieben, folglich gibt es weiter oben am Eingang des Gumpen mit seiner schnellen Strömung bestimmt bessere oder hungrigere Fische.
Sichtschutz
Auch ist es nicht der ideale Platz, hier eine Forelle zu fangen. Die gleiche Ruhe, die dem Angler das Steigen der Forelle so deutlich angezeigt hat, verrät auch jede Ungenauigkeit im Wurf und im Vorfach, und ein vorsichtiger Fisch kann das Angebot des Anglers im langsam dahinfließenden Wasser in Ruhe studieren. Oben am Eingang des Gumpens muss der Fisch die Nahrung schnell packen, weil sie sonst von der Strömung mitgerissen wird.
Durch eine ruhige Wasseroberfläche kann der Fisch deutlich die Bewegung der Rute beim Werfen erkennen. Das schneller fließende, etwas aufgewühlte Wasser am Einlauf des Gumpens bietet der Forelle – und dem Angler – einen gewissen Sichtschutz. Natürlich ist es im bewegten Wasser schwieriger, das Steigen des Fisches zu erkennen, doch lässt sich das Verhalten einer Forelle leicht einschätzen. Der Angler kann am Wasser ablesen, an welchen Stellen sich die größeren Fische wahrscheinlich aufhalten – die Fische also, die wirklich fressen.
Fliegenfischen
Eine kleine Trockenfliege wird in einen Gumpen geworfen. Forellen bilden Reviere, und in einem solchen Gumpen gibt es immer einen Revierhalter.
Futterfließband
In einem klaren Flüsschen ist das Geschehen leichter zu interpretieren als an einer großen Wasserfläche. Am Flüsschen gibt es in der Regel nur einen einzigen Hauptströmungsbereich, der auch die Nahrung mitführt. In diesem Bereich steigen viele Blasen auf, und das Treibgut an der Oberfläche, das von der Strömung mitgerissen wird, führt auch die Nahrung mit sich: ein regelrechtes Futterfließband.
Diesen Nahrungsdurchfluss beobachtet die Forelle sehr genau, allerdings ist es für sie ungünstig, im schnellen Wasser zu stehen, weil sie dort mehr Energie verbraucht, als sie aufnehmen kann. Deshalb findet man sie dicht neben dem Hauptnahrungsdurchfluss, wo die Strömung schwächer ist.
In dem ruhigen Wasser zu beiden Seiten des Gumpen Eingangs mit seiner starken Strömung gönnt sich die Forelle eine Ruhepause. Jedes Hindernis, sei es ein Baumstumpf oder ein Felsbrocken, kann einen kleinen ruhigen Wasserbereich erzeugen, in dem große Fische nur einen Schwanzschlag vom vorbeitreibenden Futter entfernt stehen.
Bei gleichmäßiger Strömung bildet sich ein solcher ruhiger Wasserbereich oberhalb des Felsbrockens – dort kann sich die Forelle schon mit einem leichten Schlag ihrer Schwanzflosse in der Druckwelle halten und hat das Futterfließband dennoch ständig im Auge.
Schon nach kurzer Zeit prägen sich dem Angler, der an einem kleinen Fluss fischt, die verschiedenen Forellenstandplätze ein, und er vergleicht diese mit den Gegebenheiten an anderen Gumpen oder Läufen. Wenn man einen Fisch steigen sieht oder hakt, und gerade, wenn es sich um einen guten Fisch handelt, sollte man sich immer fragen: Warum gerade hier?
Der wichtigste Grund ist natürlich das Futterangebot. Zudem muss das Gleichgewicht zwischen Energieaufwand im Kampf gegen die Strömung und Energieaufnahme durch die Nahrung gewahrt bleiben. Auch andere Gründe spielen eine Rolle: Forellen stehen gern unter Gebüsch; es bietet Schutz – auch vor grellen Sonnenstrahlen, denn sie haben keine Augenlider.
Fliegenfischen. Eine verwirbelte Wasseroberfläche und überhängende Büsche machen diesen Fluss Abschnitt zu einem idealen Forellenwasser.
Hotelwahl
Kleine, gut besetzte Forellenbäche sind oft in der Hand von Wirten. Dann kann man in solchen Flüssen nur fischen, wenn man in dem dazugehörigen Hotel auch wohnt. Doch das muss keineswegs teuer sein! Erkundigen Sie sich vorher beim Fremdenverkehrsamt.
Punktvorteile
Wer gewohnt ist, in Forellenteichen auf fette Regenbogenforellen zu fischen, wird von der Bachforelle kleinerer Flüsse überrascht sein. Die mit schwarzen und roten Punkten gezeichnete Bachforelle ist kleiner und schlauer und wehrt sich ausdauernder.
Beim Fliegenfischen an klaren Gumpen ist der Überraschungseffekt wichtig. Hat man nach einigen Würfen noch keinen Biss bekommen, sollte man weiterziehen.
Fliegenfischen, auf die richtige Taktik kommt es an
In kleinen Forellenwassern kommt es nicht so sehr auf die Fliege an – wichtig ist die Taktik. Denn Forellen in Bächen sind es gewohnt, jeden Nahrungsbrocken zu prüfen. Taktisch wichtig ist es, dass sich der Angler vorsichtig bewegt. Der Vergleich mit dem Schleichgang eines Indianers hat den Begriff „Indianer-Fischen“ geprägt. Unauffällige Kleidung, Bewegung im Zeitlupentempo und gute Deckung bringen den Erfolg.
Zu den taktisch harten Varianten gehört es, sich dem Wasser (wenn es keine Deckung gibt) auf den Knien oder sogar bäuchlings zu nähern. Zu den Meisterleistungen gehört es, eine Forelle auszumachen und in einem Versteck so lange zu warten, bis sie steigt.
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