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Erfahren Sie alles über die Güster. Merkmale, Lebensraum und wie Sie den Fisch von Brassen unterscheiden. Tipps und Tricks für Angler
Die Güster (Blicca bjoerkna), auch als Blicke, Pliete oder Halbbrasse bekannt, ist ein faszinierender Süßwasserfisch, der in den Gewässern Europas weit verbreitet ist. Obwohl sie in Deutschland weniger Beachtung findet als in anderen Ländern wie Großbritannien, spielt sie eine wichtige ökologische Rolle in unseren heimischen Gewässern. In diesem ausführlichen Artikel werden wir den Fisch näher betrachten, ihre Merkmale, Lebensweise und Bedeutung für Angler und Ökosysteme beleuchten.
Mit zunehmenden Alter färbt sich der Brassen goldbraun, während sie zeitlebens ihre silberne Färbung behält. Deshalb sind Verwechslungen zwischen Güstern und jungen Brassen keineswegs selten.
Der Fisch wird nur halb so groß (durchschnittlich 15-20 cm) wie der Brassen (durchschnittlich 30-45 cm, manche auch viel größer).
Zudem haben sie größere Schuppen und größere Augen. Ihre Brust- und Bauchflossen sind rötlich, beim Brassen dagegen dunkel. Wenn man die Schuppen entlang der Seitenlinie zählt, kann man Brassen und Güster am besten unterscheiden: die Güster hat 44 bis 48, der Brassen 51 bis 60.
Große lassen sich am besten in der Morgen- und Abenddämmerung fangen, weil sie dann am aktivsten nach Futter suchen.
Merkmale und Erscheinungsbild
Die Güster gehört zur Familie der Karpfenfische (Cyprinidae) und weist einige charakteristische Merkmale auf, die sie von anderen Arten unterscheiden. Körperform und Größe:
- Hochrückiger, seitlich abgeflachter Körper
- Durchschnittliche Länge von 15-25 cm, selten über 35 cm
- Gewicht meist zwischen 200-300 Gramm, Maximalgewicht um 1,5 kg
Färbung und Schuppenkleid.
- Silbrig-graue bis bläuliche Grundfärbung
- Dunklerer Rücken, helle Flanken und weißlicher Bauch
- Kleine, fest sitzende Schuppen (44-48 entlang der Seitenlinie)
Kopf und Flossen.
- Relativ großes Auge im Vergleich zur Kopfgröße
- Unterständiges, leicht vorstülpbares Maul
- Rötliche Ansätze der Brust- und Bauchflossen
- Afterflosse mit 19-24 Strahlen
Unterscheidungsmerkmale zum Brassen.
- Größeres Auge (etwa gleicher Durchmesser wie die Schnauze)
- Weniger Schuppen entlang der Seitenlinie (Brassen: 51-60)
- Geringere Maximalgröße und -gewicht
- Lebenslang silbrige Färbung (Brassen werden mit zunehmendem Alter goldbraun)
Die genaue Unterscheidung zwischen Güstern und jungen Brassen kann selbst für erfahrene Angler eine Herausforderung darstellen. Besonders in jungen Jahren ähneln sich die beiden Arten stark in ihrer silbrigen Färbung. Mit zunehmendem Alter werden die Unterschiede jedoch deutlicher, insbesondere in der Körpergröße und Färbung.
Verbreitung und Lebensraum
Die Güster ist in weiten Teilen Europas verbreitet und kommt in verschiedenen Süßwasserhabitaten vor. Geografische Verbreitung.
- In ganz Deutschland weit verbreitet und nicht selten
- Europaweit nördlich der Alpen, östlich der Pyrenäen bis zum Ural
- Fehlt in Island, Irland, Schottland, Wales, Nordskandinavien und auf dem Balkan
Bevorzugte Gewässertypen.
- Langsam fließende Flüsse (besonders in der Brassenregion)
- Flachlandseen mit dichtem Bestand an Wasserpflanzen
- Kanäle und Entwässerungsgräben
- Nährstoffreiche Gewässer mit üppigem Algenwachstum
Spezifische Habitate.
- Pflanzenreiche Uferbereiche
- Gewässergrund und Mittelwasser
- Im Winter: Rückzug in tiefere Gewässerabschnitte
Der Fisch zeigt eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit an verschiedene aquatische Lebensräume. Sie bevorzugt warmes Wasser, was ihre erhöhte Aktivität in den Sommer- und Herbstmonaten erklärt. In der kalten Jahreszeit wird sie träger und zieht sich in tiefere Regionen zurück, wo die Wassertemperaturen stabiler sind.
Kreuzungen
Gelegentlich kommen auch Kreuzungen zwischen Rotaugen, Brassen, Güstern und Rotfedern vor. Kreuzungen werden auch Bastarde oder Hybriden genannt. Bei diesen Hybriden vermischen sich dann die Merkmale beider Elterntiere, und selbst Experten haben manchmal Schwierigkeiten, sie von echten Güstern zweifelsfrei zu unterscheiden.
Wie der Brassen haben einen hochrückigen, seitlich abgeflachten Körper, der es ihr ermöglicht, zwischen den Stielen engstehender Pflanzen hindurch zuschwimmen. Dadurch erschließen sich ihr Nahrungsgründe, die anderen Fischen verschlossen sind. Gleichzeitig bieten die Pflanzen Schutz vor Räubern, denn in vielen Gewässern stehen Güstern und Brassen auf der Speisekarte von Hechten ganz oben.
Lebensweise und Verhalten
Der Fisch zeichnet sich durch ein interessantes Sozial- und Fressverhalten aus. Schwarmbildung:
- Bildet große Schwärme, besonders im Jungfischstadium
- Schwarmgröße nimmt mit zunehmendem Alter und Größe der Fische ab
- Ältere Exemplare können auch als Einzelgänger leben
Aktivitätsmuster.
- Hauptaktivität in der Morgen- und Abenddämmerung
- Tagsüber eher träge, nachts ruhend
- Erhöhte Fressaktivität im Sommer und Herbst
Nahrungssuche.
- Gründelt am Gewässerboden und im Mittelwasser
- Wirbelt dabei oft Schlamm auf, was zur Bildung von Gasblasen an der Oberfläche führt
- Nutzt hochrückige Körperform, um zwischen engstehenden Pflanzen zu navigieren
Nahrungsspektrum.
- Vielseitiger Allesfresser
- Tierische Nahrung: Schnecken, Würmer, Krebstierchen, Insektenlarven
- Pflanzliche Nahrung: Algen, Wasserpflanzen
- Anpassungsfähig je nach Nahrungsangebot im Gewässer
Interaktion mit anderen Arten:
- Häufig in Gesellschaft von Brassen, Rotaugen und Rotfedern
- Potenzielle Beutefische für Raubfische wie Hechte
- Gelegentliche Hybridbildung mit verwandten Arten
Die Fähigkeit der Güster, in dichten Pflanzenbeständen zu navigieren, verschafft ihr einen Vorteil bei der Nahrungssuche und bietet gleichzeitig Schutz vor Fressfeinden. Ihre Anpassungsfähigkeit in Bezug auf Nahrung und Lebensraum trägt zu ihrer weiten Verbreitung bei.
Langsam fließende Gewässer
Sie bevorzugt dieselben Lebensräume wie der Brassen. Flachlandseen, Kanäle, langsam fließende Flüsse und Entwässerungsgräben. Sie sind typische Bewohner nährstoffreicher Gewässer mit üppigem Algenwachstuchs. sie liebt warmes Wasser, deshalb ist ihre Fressaktivität im Sommer und Herbst am größten.
In der kalten Jahreszeit ist sie eher träge und zieht sich in die tieferen Regionen der Gewässer zurück. Sie bildet große Schwärme, die mit zunehmender Größe und Alter der Einzeltiere immer kleiner werden. Häufig kommen sie auch in Gesellschaft von Brassen, Rotaugen und Rotfedern vor.
Fortpflanzung und Entwicklung
Der Lebenszyklus der Fische ist eng mit den jahreszeitlichen Rhythmen und den spezifischen Bedingungen ihrer Lebensräume verknüpft. Laichzeit.
- Hauptsächlich von Mai bis Juli
- Abhängig von Wassertemperatur und Tageslänge
Laichverhalten.
- Aufsuchen flacher, dichtbewachsener Uferzonen
- Männchen erreichen Laichplätze etwa eine Woche vor den Weibchen
- Territoriales Verhalten der Männchen zur Verteidigung der Laichplätze
- Bevorzugtes Laichen in der Morgen- und Abenddämmerung
Laichvorgang.
- Männchen entwickeln feinkörnigen Laichausschlag auf Kopf und Körper
- Stimulation der Eiablage durch Reiben der Männchen an den Weibchen
- Abgabe und Befruchtung der Eier im freien Wasser
Eier und Entwicklung.
- Hellgelbe, klebrige Eier (etwa 2 mm groß)
- Anheftung der Eier an Wasserpflanzen
- Hohe Sterblichkeit von Eiern, die in den Schlamm sinken
- Schlupf der Larven nach wenigen Tagen, abhängig von der Wassertemperatur
Wachstum und Reifung.
- Langsames Wachstum der Jungfische (6-8 cm nach einem Jahr)
- Ausbildung der typischen hochrückigen Körperform ab dem zweiten oder dritten Lebensjahr
- Geschlechtsreife mit 3-4 Jahren bei einer Größe von 15-20 cm
Fruchtbarkeit.
- Weibchen produzieren zwischen 11.000 und 82.000 Eier pro Laichvorgang
- Gesamte Eiproduktion pro Saison: 160.000 bis 300.000 Eier
- Portionsweises Ablaichen in mehreren Schüben
Die Fortpflanzungsstrategie der Fische mit ihrer hohen Eizahl und dem Anheften der Eier an Pflanzen erhöht die Überlebenschancen der Nachkommen. Dennoch ist die Sterblichkeitsrate in den frühen Lebensstadien hoch, was durch die große Anzahl produzierter Eier kompensiert wird.
Gemeinschaftliches Fressen
Sie suchen am Grund und im Mittelwasser nach Schnecken, Würmern, Krebstierchen, Insektenlarven sowie pflanzlicher Nahrung.
Große Schwärme sind auf der Suche nach Futter ständig in Bewegung, damit alle Fische ausreichend zu fressen finden. Beim Gründeln nach Nahrung wirbeln sie viel Schlamm auf, der teilweise mit den gleichzeitig freigesetzten Gasblasen zur Oberfläche transportiert wird.
Angler sollten deshalb immer nach kleinen Blasen und trübem Wasser Ausschau halten. Das ist in stehenden Gewässern natürlich einfacher als in Fließgewässern.
Lebenszyklus
Sie laichen zwischen Mai und Juli in flachen, dichtbewachsenen Uferzonen. Während der Laichzeit bekommen die Milchner einen feinkörnigen Laichausschlag auf Kopf und Körper. Sie suchen bis zu einer Woche vor den Weibchen die Laichreviere auf und verteidigen sie gegen Eindringlinge.
Das Ablaichen erfolgt bevorzugt in der Morgen- und Abenddämmerung. Die Männchen reiben sich an den Weibchen, und diese Reizung löst bei den Weibchen die Eiablage aus; die Männchen befruchten die Eier anschließend mit ihrer Milch. Die hellgelben Eier sind klebrig und bleiben an Wasserpflanzen haften.
Eier, die zu Boden in den Schlamm sinken, sterben wegen des Sauerstoffmangels ab. Nach dem Schlupf wachsen die Jungen nur langsam heran: Nach einem Jahr sind sie etwa 6-8 cm lang. Zu diesem Zeitpunkt sind sie noch relativ schlank. Die typische hochrückige Körperform bildet sich frühestens nach zwei Jahren aus.
Ökologische Bedeutung
Die Fisch spielt eine wichtige Rolle in den Ökosystemen der Süßgewässer. Nahrungsnetz.
- Wichtiger Konsument von Kleintieren und Algen
- Beutefisch für größere Raubfische wie Hechte und Zander
- Trägt zur Regulierung von Insektenpopulationen bei
Gewässerqualität.
- Indikatorart für nährstoffreiche Gewässer
- Beeinflusst durch ihre Gründelaktivität die Durchmischung von Sedimenten
Biodiversität.
- Teil der Artenvielfalt in Süßwasserökosystemen
- Potenzielle Hybridisierung mit verwandten Arten
Gewässermanagement.
- Berücksichtigung bei der Bewertung von Gewässerzuständen
- Relevant für Besatzmaßnahmen und Fischereiwirtschaft
Die ökologische Bedeutung der Fische wird oft unterschätzt, da sie weniger im Fokus steht als andere Fischarten. Ihre Rolle im Nahrungsnetz und ihr Einfluss auf die Gewässerqualität machen sie jedoch zu einem wichtigen Bestandteil aquatischer Ökosysteme.
Güsterfänge in Deutschland
Rekordlisten werden in Deutschland nicht geführt.
Doch das Maximalgewicht scheint bei etwa 3,5 Pfund (bei einer Länge von knapp 50 cm) zu liegen.
In der Weser wurde 1992 eine von 1860 g auf Maden gefangen.
In Großbritannien, wo man natürlich Listen führt, hält Dennis Flack den Rekord mit (nur!) 425 g.
Bedeutung für die Angelfischerei
Obwohl der Fisch in Deutschland weniger gezielt beangelt wird als in anderen Ländern, hat sie durchaus eine Bedeutung für die Angelfischerei. Angelmethoden.
- Ähnliche Techniken wie beim Brassenangeln
- Erfolgreiche Methoden: Feedern, Stippen, leichtes Grundangeln
Köder.
- Maden, Würmer, kleine Boilies
- Teig, Mais, Weizen
Fangzeiten.
- Beste Fangchancen in der Morgen- und Abenddämmerung
- Erhöhte Aktivität im Sommer und frühen Herbst
Herausforderungen.
- Verwechslungsgefahr mit jungen Brassen
- Oft als Beifang beim Angeln auf andere Friedfische
Sportlicher Wert.
- In Großbritannien beliebter Zielfisch für Wettangler
- In Deutschland eher von Spezialisten geschätzt
Kulinarischer Wert.
- Essbarer Fisch, aber oft weniger geschätzt als andere Arten
- Grätenreich, was die Zubereitung erschwert
Für Angler, die sich auf den Fisch spezialisieren möchten, bietet sie interessante Herausforderungen. Die genaue Kenntnis ihrer Lebensweise und Verhaltensweisen kann zu erfolgreichen und befriedigenden Angelerlebnissen führen.
Güster-Reviere
In Deutschland wird der Fisch nur von wenigen Spezialisten befischt. Sie kommt in der Brassen Region fast aller größeren Flüsse vor, so in Rhein, Eibe und Weser.
Man findet sie auch in größeren Kanälen und Grabensystemen in der Nähe der deutschen Westküste – dort, wo das Wasser langsam fließt, aber nicht gänzlich stillsteht.
Bestandssituation und Schutz
Die Bestandssituation der Güster in Deutschland ist generell stabil, dennoch gibt es einige Faktoren, die ihre Populationen beeinflussen können. Aktuelle Bestandssituation.
- In Deutschland weit verbreitet und nicht gefährdet
- Lokale Schwankungen je nach Gewässerqualität und Lebensraumbedingungen
Bedrohungen.
- Verlust von Laichhabitaten durch Gewässerverbauung
- Verschmutzung und Eutrophierung von Gewässern
- Konkurrenz durch invasive Arten
Schutzmaßnahmen.
- Erhaltung und Renaturierung von Flachwasserzonen und Uferbereichen
- Verbesserung der Wasserqualität in belasteten Gewässern
- Berücksichtigung bei Fischaufstiegshilfen an Wehren und Staustufen
Gesetzlicher Schutz.
- Keine spezifischen Schutzmaßnahmen in Deutschland
- Indirekt geschützt durch allgemeine Gewässerschutzbestimmungen
Monitoring.
- Regelmäßige Bestandserfassungen im Rahmen von Gewässeruntersuchungen
- Wichtig für die Bewertung der ökologischen Qualität von Gewässern
Obwohl der Fisch derzeit nicht als gefährdete Art gilt, ist es wichtig, ihre Bestände und Lebensräume im Auge zu behalten. Maßnahmen zum Gewässerschutz und zur Verbesserung der Wasserqualität kommen nicht nur der Güster, sondern dem gesamten aquatischen Ökosystem zugute.
Fazit und Ausblick
Die Güster, oft im Schatten bekannterer Fischarten stehend, erweist sich bei näherer Betrachtung als faszinierender und ökologisch bedeutsamer Bewohner unserer Süßgewässer. Ihre weite Verbreitung und Anpassungsfähigkeit machen sie zu einem wichtigen Indikator für den Zustand unserer Gewässer.
Für Angler bietet der Fisch interessante Herausforderungen, insbesondere durch seine Ähnlichkeit zu jungen Brassen. Die genaue Kenntnis ihrer Merkmale und Verhaltensweisen kann zu spannenden Angelerlebnissen führen und das Verständnis für die Vielfalt unserer heimischen Fischfauna vertiefen.
In Zukunft wird es wichtig sein, die Lebensräume der Güster zu erhalten und zu verbessern. Dies beinhaltet den Schutz von Flachwasserzonen und Uferbereichen sowie die kontinuierliche Verbesserung der Wasserqualität. Auch die Forschung zu den genauen ökologischen Funktionen der Fische in verschiedenen Gewässertypen könnte wertvolle Erkenntnisse für das Gewässermanagement liefern.
Letztendlich zeigt der Fisch exemplarisch, wie wichtig es ist, auch weniger prominente Arten in unseren Ökosystemen zu würdigen und zu schützen. Ihr Wohlergehen ist eng mit der Gesundheit unserer Gewässer verknüpft und somit ein Spiegel für den Zustand unserer aquatischen Umwelt insgesamt.