Theorie und Praxis des Pop-up-Rig, Ken Townley erzählt

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Auch wenn viele Angler bereits das sehr fängige Pop-up-Rig benutzen, wissen doch nur die wenigsten, wie sie überhaupt entstanden sind

Ein Pop-up-Rig ist im Prinzip nichts anderes als eine Boden-Montage, wobei der Hakenköder Auftrieb hat und über dem Grund schwebt. Dies ist schon eine seltsame Montage, die eigentlich nicht so fängig sein sollte wie die Standardpräsentation, bei der ein Köder ohne Auftrieb an einem Haar-Rig am Grund angeboten wird.

Theorie und Praxis des Pop-up-Rig, Ken Townley erzählt

Die Ursprünge des Pop-up-Rig

In den achtziger Jahren gewann das Karpfenangeln immer mehr an Beliebtheit, und es wurde bald klar, dass dazu ausgeklügelte Methoden entwickelt werden mussten. Der Grundgedanke war, bei einem schlammigen oder verkrauteten Grund auftreibende Hakenköder in 5-60cm Höhe anzubieten. Bald stellte sich heraus, dass Karpfen auch über dichtem Kiesgrund im Wasser schwebende Köder annehmen – eine vollkommen unnatürliche Präsentation. Das funktionierte wohl nur, weil die Köder die Neugier der Karpfen weckten.

Zunächst dienten als Pop-up-Köder nur Boilies, die im Mikrowellenherd oder Backofen behandelt und an einem vom Hakenschenkel abzweigenden Haar-Rig angeboten wurden. Ein schweres SSG-Schrot hielt diese Montage am Grund. Der Fisch sollte den Köder aufnehmen und das Ankerschrot am unteren Bereich des Mauls hängenbleiben. So wurde es schwerer für den Fisch, den Happen wieder auszuspucken. Allerdings erschreckte das schwere Blei die Karpfen dermaßen, dass sie sich meist zur Flucht entschlossen.

Theorie und Praxis des Pop-up-Rig, Ken Townley erzählt

Pop-up-Rig. Angler, die mitdenken, fangen immer wieder die größten Fische. Man muss ständig experimentieren. Nur so bekommt man einen Vorsprung vor den anderen Anglern – und natürlich vor den Fischen!

 

Grobes Rig

Ein sehr grobes Rig wurde von den Pionieren des französischen Karpfenangelns verwendet. Drei oder vier grell gefärbte, treibende Boilies wurden an einem vom Hakenöhr abzweigenden Haar angeboten. Der Haken wurde an einem kurzen Vorfach von 6,8 kg Tragkraft befestigt und mit einem 85 g schweren Grundblei am Boden festgehalten.

Die erste Verfeinerung des ursprünglichen Rigs bestand darin, das Vorfach abzukürzen und das Haar so abzuändern, dass es nicht mehr vom Hakenbogen abzweigte, sondern mit einem Stück Silikonschlauch am Hakenschenkel festgehalten wurde. Das einzelne SSG-Schrot wurde durch so viele Schrotbleie ersetzt wie nötig waren, um das Vorfach gerade noch am Grund festzuhalten. Der Hakenköder weht dadurch verführerisch hin lind her, wenn ein Karpfen in seine Nähe kommt.

 

Verfeinertes Rig

Auch dieses verfeinerte Rig konnte nicht verhindern, dass die Karpfen bereits nach kurzer Zeit misstrauisch wurden. Einige Angler kamen daher zu dem Schluss, dass selbst das leichte Ankerschrot den Karpfen abschrecken konnte. Infolgedessen wurde es durch Blei-Knetmasse auf Wolframbasis ersetzt. Es kamen auch kleinere Hakenköder zum Einsatz, und man entwickelte geschmeidigere Vorfachmaterialien.

Diese Rigs stellten mit ihren äußerst fein ausbalancierten Hakenködern die Karpfen erneut auf die Probe und wurden lange Zeit mit großem Erfolg eingesetzt. Optimal waren die auftreibenden Hakenköder jedoch noch lange nicht präsentiert. Entweder saß der Köder über dem Hakenbogen oder parallel dazu – eine problematische Anordnung.

 

 

Angler des Savay Loony Rota (eine Gemeinschaft von Karpfenanglern) entwickelten die erste Haar-Montage, bei welcher der Köder unterhalb des Hakens montiert wird. Das „Loony Extension Rig“ beruht auf einer Verlängerung des Hakenschenkels mit Hilfe eines dünnen und steifen Stücks Plastikschlauch. Das Treibboilie wird in einer Ebene mit dem Hakenöhr montiert und die ganze Montage haarfein ausbalanciert, damit der Karpfen praktisch ohne jede Anstrengung den Köder einsaugen kann.

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Pop-up-Rig

Ritchie McDonald an der Spülschüssel, wo er seinem Pop-up-Rig den letzten Schliff gibt. Durch Hinzufügen und Wegnehmen von Schrotgewichten lässt sich das Rig so ausbalancieren, dass der Köder praktisch einen neutralen Auftrieb erhält. Im Zweifelsfall ist zu viel Auftrieb besser als zu wenig.

Pop-up-Rig, das perfekte Rig?

Vielleicht – zumindest ist dies das neueste. Mit diesem Rig lassen sich Treibköder ohne Knetmasse oder Schrotbleie in Grundnähe anbieten. Dieses Rig verdankt seine Fängigkeit dem wolframhaltigen „Kryston Magma Liquid“. Es besteht aus einem kleinen halbauftreibenden Hakenköder, einem leichten, aber kräftigen Haken und einem Haar von 25-35 mm Länge. Der Haken liegt fast auf dem Seegrund auf, wobei der Hakenköder das Gewicht des Hakens trägt. Der Köder wird präzise ausbalanciert, indem kleine Magma-Spritzer in regelmäßigen Abständen am Silkworm- Vorfach angebracht werden. Das Vorfach selbst wirkt als Gegengewicht – das Ganze ergibt ein sehr gut ansprechendes und sicheres Rig.

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Pop-up-Rig. High-Tech-Vorfächer

Bei mehrfädrigen oder geflochtenen Vorfach-Materialien sollte man auf jeden Fall die Herstellerangaben über Knoten genau befolgen. Solche Materialien verhalten sich anders als Monofil Schnüre.

 

Die vier Entwicklungsstufen des Pop-up-Rig

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1. Bei dem ursprünglichen Rig zweigte ein Haar (Nylon oder Baumwolle) am Hakenbogen ab. Der auftreibende Köder wurde mit einem SSG-Schrot am Grund festgehalten. Das Vorfach war an einem Wirbel befestigt.

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2. Dann ließ man das Haar vom Hakenöhr abzweigen. Ein kleines Stückchen Silikongummischlauch oder „Rig Shrink“ hielt den Köder in der Nähe des Hakenschenkels. Kleinere Schrotbleie sicherten dabei seine Position.

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3. Bei dem „Loonsy Extension Rig“ wurde der Hakenschenkel mit einem Stückchen steifen Plastikschlauchs verlängert. Das Haar ließ sich so auf einer Ebene mit dem Hakenöhr montieren. Das Rig war sehr präzise mit Wolfram-Knetmasse ausbalanciert.

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4. Schließlich wurde das Vorfach selbst auf den Grund gelegt. Ausbalanciert wird dieses Rig mit kleinen Magmatropfen, die flüssiges Wolfram enthalten. Der Karpfen muss den Köder nur ganz leicht ansaugen, und schon landet er im Fischmaul.

 

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