Tigerfisch der legendäre Räuber vom Karibasee

Teile die Seite, wenn sie dir gefällt. Danke

Bootsangelexperte Mick Toomer schildert hier seine Jagd nach dem legendären Tigerfisch mit den scharfen vorstehenden Zähnen

Eine Unmenge scharfer und vorstehender Zähne, die in einem knochigen Kiefer weit vorn sitzen, zeigen dem Angler an, dass er zweifellos einen Tigerfisch gefangen hat. Ich hatte mich schon als Jugendlicher für diese Fischart interessiert, nachdem ich einen Forschungsbericht über den Tigerfisch in einer alten Zeitschrift gelesen hatte.

Tigerfisch

Tigerfisch der legendäre Räuber vom Karibasee

Es sollte aber noch viele Jahre dauern, bis ich nach Afrika reisen konnte, um den Tigerfisch kennenzulernen. Der Tigerfisch (Hydrocynus forskahlii) ist einer der stärksten Süßwasserfische – das beweist schon die Tatsache, dass der Fisch von der „International Game Fish Association“ offiziell anerkannt wird.

 

Ein gestreifter Geselle

Die Gestalt des Tigerfisches ähnelt der einer Meeräsche: Er hat große Schuppen und eine Fettflosse. Der Rücken ist normalerweise grün und geht zum Bauch hin allmählich in Silber über. Die Schuppen weisen große schwarze Flecken auf, so dass der Eindruck entsteht, der Fisch sei über die gesamte Körperlänge gestreift, vom Kopf bis zu dem tief eingeschnittenen, orangefarbenen Schwanz. Meine erste Jagd auf den Tigerfisch fand in Simbabwe am riesigen Karibasee statt – dessen Gesamtfläche 5500 Quadratkilometer beträgt.

Tigerfisch

Am Karibasee fischt man am besten vom Boot aus. Nur mit einem Boot kann man die riesige Wasserfläche erkunden und die abgelegensten und interessantesten Stellen erreichen.

An Gewässern von dieser Größe kann das Auffinden der Beute schwierig sein. Glücklicherweise half mir Daniel, ein einheimischer Angelführer, den der Reiseveranstalter Wild Africa Safaris für meinen Ausflug engagiert hatte. Ich hatte Unmengen von Angelgerät mitgenommen, und Daniels erste Aufgabe bestand darin, mir bei der Auswahl der richtigen Sachen zu helfen. Die Einheimischen verwenden meist kurze Ruten, dennoch schien Daniel meine Karpfenrute und die Baitrunner-Rolle mit der 4,5-kg-Schnur für geeignet zu halten.

 

 

Am ersten Abend fuhren wir in einem Boot an eine vielversprechende Stelle, an der die ausgebleichten Äste von versunkenen Bäumen wie Knochenfinger in die Luft ragten. Eine großartige Atmosphäre – doch leider blieben die Fische aus.

Tigerfisch

So sah Mick den Karibasee vom Flugzeug aus. Dieses Bild vermittelt einen Eindruck von der Größe des Stausees.

Unheimliche Begegnung

Wir versuchten es näher am Ufer. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass mich jemand beobachtete… Ich schaute zurück und sah einen etwas verdutzten Elefantenbullen, der mich beäugte. Daniel versicherte, dass es keine Gefahr gab – solange wir im Boot blieben.

Bei Einbruch der Dunkelheit sahen wir einen Schwarm Tigerfische an der Oberfläche und fuhren an ihn heran. Ich benutzte die Methode der Einheimischen und köderte ein halbes Dutzend Kapentafische (sie sehen aus wie Sprotten) an einem Haken der Größe 4/0 mit Stahlvorfach an.

Als Wurfgewicht diente eine kleine durchbohrte Bleikugel, und während wir auf den Schwarm zutrieben, warf ich aus und holte den Köder hebend und senkend wieder ein.

Tigerfisch

Mitten in Afrika

Der Karibasee – der aufgestaute Sambesi – ist mit seinem Kraftwerk von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Sambia und Simbabwe. Mick reiste mit „Wild Africa Safaris“ an den für Angler hochinteressanten See.

Tiger! Tiger!

Beim ersten Biss gab es draußen in der Dunkelheit eine Eruption, und ein Tigerfisch wirbelte aus dem Wasser, wobei er in wenigen Sekunden 30 m Schnur von meiner Rolle nahm. Der Fisch drehte sich dann herum, und eine zweite Eruption an der Wasseroberfläche zeigte das Ende des Kampfes an, denn der Fisch hatte mir den Haken zurückgeschickt.

Als wir zurückfuhren, dachte ich über dieses Erlebnis nach. Ich wusste, dass viele Tigerfische vom Haken abkommen. Aber das war nur ein schwacher Trost. Ich hatte den Eindruck, als sei meine Rollenbremse zu leicht eingestellt gewesen. Ich wollte mir diese Erfahrung zunutze machen und nahm mir vor, dem nächsten Tigerfisch die Sache nicht so leicht zu machen!

Am nächsten Morgen verließen Daniel und ich die Bumi Safari Lodge bei Sonnenaufgang und warfen gleich ein paar Handvoll getrocknete Kapentas als Lockköder ein. Ich wartete einige Minuten, warf dann meinen Kapenta aus und holte ihn durch die Anfütterzone wieder ein. Bald darauf sprang ein etwa 1 kg schwerer Tigerfisch aus dem Wasser und versuchte, meinen Haken abzuschütteln.

Meine Rollenbremse war nun ziemlich hart eingestellt, und so hatte ich den kleinen Fisch schon bald am Bootsrand, wo ihn Daniel mit dem Unterfangkescher landete.

Tigerfisch

Vom sicheren Boot aus der Entfernung betrachtet: Elefanten am Karibasee. Auch die landlebenden Tiere Simbabwes sind für den Angler aus Europa faszinierend.

Zum ersten Mal sah ich einen Tigerfisch in natura, und die Fotos, die ich bis jetzt von ihm gesehen hatte, waren dazu überhaupt kein Vergleich. Die Farben waren noch viel lebhafter, als ich erwartet hatte, und das riesige hervorstehende Gebiss ließ den Tigerfisch fast wie eine Karikatur aussehen.

Es folgten noch einige Exemplare von ähnlicher Größe, bevor die großen Tigerfische sich allmählich meldeten. Nachdem ich einen Fisch von knapp 3 kg landen konnte, wurde Daniels Schnur zerrissen.

Tigerfisch

Am zweiten Tag seiner Angelsafari fing Mick einen Tigerfisch von fünf Kilogramm. Mit den streifenartigen Flecken und den auffälligen Zähnen macht der Tigerfisch seinem Namen alle Ehre. Tigerfische haben Ersatzzähne, die sich unter den eigentlichen Zähnen in Taschen befinden. Wenn der Tiger „grinst“, ist immer Vorsicht geboten.

 

Ein wackerer Kämpfer

Hastig erneuerte ich den Köder, und schon nach wenigen Sekunden hatte ich wieder einen Biss. Auf meinen Anschlag folgte eine wilde Reaktion, als ein ordentlicher Tigerfisch aus dem Wasser wirbelte und zu einer kraftvollen Flucht ansetzte, die von einem halben Dutzend spektakulärer Sprünge unterbrochen wurde.

Nach einigen weiteren Fluchten ins offene Wasser änderte der Fisch seine Taktik und schoss auf eine Gruppe versunkener Bäume zu.

Fünfmal musste ich den Drill so stark forcieren, wie ich es nur wagen konnte, da der Fisch einen Baum nach dem anderen zu erreichen versuchte. Zum Glück hielt mein Geschirr, und nach einer weiteren Runde um das Boot wurde der Fisch gekeschert und von Daniel mit Jubel an Bord gehievt.

Wegen dieses Fisches war ich nach Afrika gereist, und über Daniels Gewichtsschätzung (5 kg) konnte ich mich freuen. Die ganze Unruhe hatte den Schwarm wieder vertrieben, aber ehrlich gesagt, das machte uns nichts aus. Es war fast schon wieder Zeit, nach Hause zu fahren, und mit einem Fisch von 5 kg im Boot konnte ich mit dem Ergebnis dieses Morgens mehr als zufrieden sein.

Als ich noch über das viele Wild am Ufer staunte, musste Daniel einen großen Bogen um eine Herde von Nilpferden machen, die sich im Wasser suhlten. Daniel hatte zwar gesagt, dass beim Fischen nur wenige Tiere gefährlich werden könnten, aber die Nilpferde bildeten eine Ausnahme, und er wollte mit ihnen keinerlei Risiko eingehen.

Man unterschätzt oft die Gefahren der Wildnis. Schon am nächsten Abend musste ich dies am eigenen Leib erfahren und wurde für meinen Leichtsinn bestraft…

Tigerfisch

Mick hat Zuschauer. Ohne die Erfahrung Daniels, der ihm als Ghillie (Führer) diente – engagiert von dem Veranstalter Wild Africa Safaris -, wäre es schwierig gewesen, die Fische zu finden.

Nachts allein am See

Entgegen dem Rat meines Führers beschloss ich, nachts am See zu fischen. Es gab gerade ausreichend Mondlicht, und so warf ich einen kleinen Tigerfisch aus, in der Hoffnung, einen Vundu zu fangen – einen Riesenwels, der hier lebt. Mein erster Wurf brachte einen Aal- doch der zweite Fisch zerriss mein Stahlvorfach.

Nachdem ich ein kräftiges neues Stahlvorfach angeknüpft hatte, bekam ich wieder einen Biss und schlug an. Es war sehr dunkel – aber was immer da draußen kämpfte, fühlte sich sehr groß und unglaublich stark an.

In der nächsten Dreiviertelstunde schwamm dieser unsichtbare Brocken nach Belieben umher. Ich konnte ihn in keiner Weise beeindrucken und setzte meine Schnur (6,8 kg Tragkraft) bis zur äußersten Belastungsgrenze ein. Allmählich begann ich mich zu fragen, was für einen Fisch ich an der Angel hatte …

Plötzlich stoppte das Ungetüm und kam auf mich zu. Ich konnte wieder Schnur aufnehmen und starrte ins Dunkle. Langsam kam es unter die Rutenspitze. Ich hatte ein ungutes Gefühl…

Ein Krokodil brach plötzlich aus dem Wasser und sprang auf mich zu. Ich hatte großes Glück, denn der erste Angriff verfehlte mich. So gewann ich Zeit, um die Situation abzuschätzen, während ich das Tier mit meiner Karpfenrute abzuwehren versuchte.

Das Krokodil war ungefähr 4 m lang und hätte mich locker auffressen können. Da beschloss ich, schnellstens den Rückzug anzutreten. Natürlich kann ich nicht mit einem Foto des Krokodils dienen. Obwohl ich mich über die herrlichen Tigerfische freute, sind meine Erinnerungen an Afrika nicht ungetrübt!

Tigerfisch

Mick unterhält sich mit dem Meisterangler Joe Susman, der den Karibasee kennt wie kein anderer, über die Taktiken beim Tigerfischen. Joe ist weltweit als „Sambesi-Joe“ bekannt.

 

Milliarden Tonnen Wasser

Der Karibasee entstand durch das Aufstauen des mächtigen Sambesi. Der Kariba-Staudamm wurde im Januar 1959 fertiggestellt. Es dauerte weitere vier Jahre, bis der See mit 177 Milliarden Tonnen Wasser aufgefüllt war. Mit einer Länge von 300 km und einer Uferlinie von 2164 km ist der Karibasee eher ein Binnenmeer. Er beheimatet in seinem Wasser und an seinen Ufern zahlreiche Tierarten.

Tigerfisch

Tigerfische kann man auch mit der Fliege fangen, aber das ist nicht die fängigste Methode

 

Tigerfischgerät

Tigerfische können mit Spinnern und Blinkern gefangen werden, aber die Einheimischen bevorzugen lebende oder tote Köderfische. Das Fischen mit der freien Leine, das Heben und Senken – mit einer durchbohrten Bleikugel als Wurfgewicht – sind die beliebtesten Methoden. Eine Spinnrute (3 m) und eine Stationärrolle mit einer Schnur von 4,5 kg Tragkraft reichen aus; ein Stahlvorfach ist unerlässlich. Große Haken sind wichtig (z. B. Größe 4/0).

Tigerfisch

Daniel zeigt einen von Micks Tigerfischen. Gehen Sie mit Ihrem Gerät sorgsam um, denn Ersatzteile sind in Simbabwe schwer zu bekommen.

Pirsch auf den Tiger

Wer „Karibasee“ sagt, meint immer auch „Tigerfisch“. Das Kariba International Tigerfish Tournament“ ist das größte Süßwasserwettangeln der Welt und lockt Angler aus aller Herren Länder an. Außerdem beherbergt der Karibasee den Vunduwels – auch ein interessanter Angelfisch.

Tigerfisch

Angesichts solcher Zähne sollte man Tigerfische immer mit respektvoller Vorsicht behandeln. Verglichen mit den hier vorkommenden Krokodilen sind diese Zähne jedoch ziemlich klein.

 

Weitere Seiten zum Thema International Angeln
  1. Leominstead Lake See im südenglischen New Forest
  2. Brandungsangeln in Island, inmitten herrlicher Landschaft
  3. Marlin (Schwertfisch) ein Gladiator der Meere
  4. Barrakuda, ein äußerst aggressiver Fisch
  5. Lachsfang am Binnensee in England, Bill Rushmer versucht es
  6. Angeln in Lappland nördlich vom Polarkreis
  7. Angeln in Belgien, ein besonderer Angelausflug!
  8. Angeln vor den Florida Keys, Duell mit dem Tarpun
  9. Chinook-Lachse und Coho-Lachse, Jim Losik am Lake Michigan