Snoek, so wird der Hecht von den Holländern genannt

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Reporter Dayle Helsby folgt einer freundlichen Einladung aus den Niederlanden zur Jagd auf den Snoek – so nennen die Holländer die Hechte

Auf der Suche nach dem Snoek. Es war Anfang Februar: Nebelschwaden hatten sich über die Straße gelegt, die uns nach Holland führen sollte. Es war schon tiefste Nacht, mein Kollege Paul Losik schlief im Fond des Wagens, und auch ich konnte mich nur mit. Mühe wach halten. Unser Fahrer Ad van der Heyden war jedoch die Konzentration selbst. Er ist Holländer.

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Raubfischangelei vom Feinsten

In den Niederlanden gibt es über 60 000 Hektar erstklassigen Süßwassers, und ein Großteil davon bietet hervorragende Angelmöglichkeiten. Die Raubfischangelei ist hier vom Feinsten – wahrscheinlich ist sie sogar mit keinem anderen Land in Europa vergleichbar, und das war auch der Grund, weshalb Ad meinen Freund Paul und mich in seinen Heimatort Sint-Oedenrode in den südlichen Niederlanden mitnahm. In Sint-Oedenrode sollten wir mit Ads Schwager Huub Van der Eerden Bekanntschaft machen.

Huub ist ein gewiefter Angler, der sich auf die Suche nach dem Hecht oder Snoek, wie ihn die Holländer nennen, spezialisiert hat. Er kennt zwei Super-Plätze, die er uns zeigen wollte. Unsere verschlafenen Augen öffneten sich Stunden später mühsam, nur um festzustellen, dass der Nebel sich nicht aufgelöst hatte und es obendrein ziemlich kalt war. Die Bedingungen waren miserabel.

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Wer Holland hört, denkt an Windmühlen, Holzschuhe und Tulpen. Doch diese Klischees sind nur ein Teil der Wahrheit: Holland ist nämlich außerdem ein riesiges Angelparadies keineswegs überraschend, wenn man bedenkt, dass das Land vom Wasser geprägt ist, nicht nur von der Meeresküste, sondern auch von Flüssen und Kanälen.

 

Huub fuhr mit uns ein kurzes Stück weit aus der Stadt hinaus, bis wir schließlich an einem See namens Moerkuilen kamen – Huubs Lieblingshechtrevier. Er hatte bereits einige Fische bis 96 cm Länge hier gefangen. (Die Holländer geben immer die Länge des Fisches an.) Seine Montage war nichts Außergewöhnliches. Als Köder sollten heute lebende Rotaugen dienen, die per Lippenköderung an Drillingen befestigt und an großen, tropfenförmigen Hechtposen angeboten wurden.

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Snoek. Dayle Helsby verbringt gut eingepackt einen hechtlosen Morgen am Moerkuilensee.

Auslegen der Köderfische

Huub platzierte den ersten Köderfisch 30 m weit draußen und den zweiten 12 m weiter. Die beiden knallbunten Posen begannen an der Wasseroberfläche zu wandern, als sie von den lebenden Köderfischen umhergezogen wurden. Ad und ich gingen ein Stückchen um den See herum und legten weitere Köderfische aus, während Paul nach den wenigen Fotomöglichkeiten Ausschau hielt, die sich bei diesem trübseligen Wetter boten.

Wir verbrachten den Morgen bei kaltem Nieselregen am Moerkuilensee und hatten nur wenige Bisse zu vermelden. Um die Mittagszeit herum entschied sich Huub für einen Wechsel an eine Snoekstelle mitten in der Stadt.

In den Niederlanden findet man auf Schritt und Tritt Wasser, Kanäle, Flüsse, Weiher und Seen – Wasser, wohin man schaut. In Sint-Oedenrode bildet die Dommel die Hauptwasserstraße. Huub führte uns an einen toten Seitenarm der Dommel – man hatte ihn vom Fluss abgezweigt, um für die einheimischen Angler ein Wasser zu schaffen.

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Huub van der Eerden

Ein Veteran der Hecht Jagd a la Hollandaise und kann sich ohne zu übertreiben unzähliger Erfolge rühmen. An diesem Morgen jedoch waren seine Bemühungen um den Snoek vergebens.

Schon nach wenigen Minuten führte er ein großes Rotauge unter einigen Büschen am nahen Ufer durch, wo er einen Hechtstandplatz vermutete. Dort ist die Dommel keine 9 m breit und höchstens 1,50 m tief, doch Huub vermutete im Wasser viele Rotaugen und jede Menge Hechte, die ganz wild auf ein schmackhaftes Rotaugenmenü sein mussten.

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Angelparadies Holland

Zum Angeln benötigt man in den Niederlanden eine Lizenz oder sportvisakte, die vom 1. Januar bis 31. Dezember gültig ist und in den meisten Postämtern ausgegeben wird, sowie eine Genehmigung oder vergunning, die bei den örtlichen Angelvereinen oder Gerätehandlungen erhältlich ist.

Weitere Bestimmungen, Bedingungen, Vorschriften und Regeln finden Sie auf der Seite angeln in den Niederlanden

Wir waren ständig in Bewegung, suchten einen Wasserbereich nach dem anderen ab. Huub ging voraus und warf seinen Köderfisch vor einem dichten Schilfgürtel am anderen Ufer ein. Unter der Wasseroberfläche schoss der Köderfisch erst in die eine, dann in die andere Richtung. Die Pose tauchte ab, als wollte das Rotauge vor irgend etwas flüchten, kam jedoch sofort wieder hoch. Sekunden danach verschwand die Pose wieder und blieb auch unten.

Huub nahm Fühlung auf, spürte das Gewicht des Fisches und schlug an. Am Ende der Schnur tobte ein Hecht in dem schmalen Kanal. Erst sah es aus, als könne der Hecht den schützenden Schilfgürtel erreichen. Doch der Fisch saß gut am Haken, und Huub gönnte ihm keine Pause, bis seine Kräfte allmählich nachließen.

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Holzschuh im Nebel

Dayle (links), Ad und Huub posieren vor einem Holzschuh am Ufer der Dommel. Es war zwar kalt, Frost gab es jedoch nicht. Wenn die Kanäle zufrieren, bleibt auch den Anglern von Sint Oedenrode kaum etwas anderes übrig, als ihre Schlittschuhe hervorzuholen.

Schon nach kurzer Zeit konnte er einen prächtigen Hecht aus der Dommel herausheben einen erstklassigen, schnaubenden holländischen Snoek mit einer knallrot und schwarz gefärbten Schwanzflosse. Mit 98 cm Länge (und knapp 6 kg Gewicht) hatte er etwa die maximale Größe, die Hechte in diesem Wasser erreichen. Schon bald war der Fisch wieder in der Dommel, doch Huub wollte es noch einmal wissen und spazierte flussab zu einer Brücke, wo er einen Köder einwarf.

Inzwischen hatten wir anderen nicht einen einzigen Biss verzeichnet. Ich beschloss, dass es an der Zeit war, einen frischen Köderfisch anzubieten und warf etwa 20 m neben Huubs Erfolgsstelle in die Flussmitte ein. Die Pose tauchte sofort ab, und ich dachte zunächst, dies sei das Werk meines quicklebendigen Köderfischs. Ich rechnete damit, dass die Pose jeden Augenblick wieder zum Vorschein kommen würde – vergeblich. Ich nahm Fühlung auf und spürte einen Hecht, der sofort zur Flucht ansetzte.

Er war nicht so groß wie der von Huub. Als mein kleiner Hecht ans Ufer kam, unternahm er einen letzten Fluchtversuch – nur, damit ich nicht übermütig werde, Rasch löste ich den Dreipfünder vom Haken und setzte ihn zurück.

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Snoek. Nach einem enttäuschenden Morgen am Moerkuilensee nahm Huub das Team an einen Abschnitt der Dommel mit, wo er sich sicher war, dass die lebenden Rotaugen einen Snoek aus der Reserve locken würden.

 

Überwältigt vom Erfolg

Dies war der letzte Fisch des Tages. Mittlerweile waren wir durchgefroren bis auf die Knochen. Den Abend verbrachten wir bei Huub und genossen die holländische Gastfreundschaft in vollen Zügen. Huub war von seinem erfolgreichen Tag noch immer ganz überwältigt und erzählte den Hergang begeistert immer wieder.

 

 

Auch am nächsten Morgen brachen wir früh auf, und wieder erwartete uns draußen eine trübselige Landschaft. Wir hatten vor, an einem anderen Abschnitt der Dommel in der Nähe der Kirche von Knoptoren zu beginnen.

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Snoek. Dass es richtig war, den Ort zu wechseln, wurde durch den Fang eines ansehnlichen Hechtes bestätigt. Der Fisch wehrte sich heftig und steuerte einmal sogar das rettende Schilf an. Huub forcierte ihn jedoch aus der Schilfzone heraus, und schließlich landete er den 5,8-kg-Snoek.

An der Kirche stellten wir uns in einer Reihe mit Blick auf ein offenes Feld an dem sanft abfallenden Ufer auf. Sehen konnten wir in dem Nebel nicht viel, doch das Wasser schien sehr klar und Hänger trächtig, mit viel Kraut und- schwimmenden Zweigen und Blättern.

Ad und Huub warfen zur anderen Seite aus, während ich dicht am nahen Ufer fischte und versuchte, einen Köderfisch unter einen großen Krautteppich zu dirigieren. Schon kurz danach spürte ich von unten einen Zug. Das Wasser war so klar, dass ich die in schrägem Winkel abtauchende Pose sehen konnte. Ich nahm mit dem Fisch Fühlung auf und löste bald meinen zweiten Grashecht vom Haken.

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Ad und Paul

unterbrachen ihr erfolgloses Angeln, um Huub zu seinem Snoek zu gratulieren. Als er den Fisch am Ufer hatte, machte er einen wilden und durchaus gefährlichen Eindruck: Ein vorbeistreunender Hund schnupperte nur ganz kurz und machte dann einen großen Bogen um den Hecht.

Als ich den um sich schnappenden Snoek zurücksetzte, bemerkte ich, dass auch Ad und Huub je einen Fisch an der Angel hatten. Sie hatten es jedoch eindeutig mit größeren Hechten zu tun, die ihnen ziemliche Probleme bereiteten. Ads Fisch schoss schnurstracks auf den Schilfgürtel am anderen Ufer los und konnte den Haken abschütteln. Huub gelang es jedoch, den Fisch bis kurz vor das Ufer heran zu drillen, bevor auch er sich befreien konnte. Wir konnten genug sehen, um ihn als zweistelliges Exemplar auszumachen.

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Snoek. Mit kritischem Blick schaut ein holländischer Passant zu, wie Dayle seinen knapp dreipfündigen, um sich schnappenden Snoek abködert Er hatte einem lebenden Rotauge nicht widerstehen können.

 

Zurück zur Erfolgsstelle

Als der Abend nahte, gingen wir noch einmal zu der Stelle, wo Huub am Tag zuvor den großen Hecht gefangen hatte. Wir hatten uns gerade niedergelassen, als Huubs Angelkamerad Dirk van der Ven auftauchte, gut gekleidet und mit roten Holzschuhen an den Füßen. Dirk ist ganz verrückt nach der Angelei und bedauerte zutiefst, uns auf unserer zweitägigen Snoekjagd nicht begleiten zu können.

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Snoek. Dale posiert mit einem Hecht, bevor er ihn wieder ins Wasser zurücksetzt.

Im Sommer kann man Dirk manchmal beobachten, wie er in Holzschuhen und Unterhose in die Dommel hineinwatet, um eine Stelle am Grund auszulichten und seinen geliebten Karpfen den Tisch zu decken. Mittlerweile schienen sich sämtliche Fische von unserem Angelplatz verzogen zu haben – das war’s dann wohl gewesen. Paul unternahm noch einen Versuch mit dicken Fliegen und erschrak regelrecht, als ein großer Fisch beim Schnappen nach der Fliege die Wasseroberfläche durchbrach. Leider ging sein Anschlag ins Leere.

Als ich nach einiger Zeit wieder zu Paul hinüber schaute, war er wie ein Eichhörnchen auf einen dürren Baum geklettert, um eine seiner dicken Fliegen zu retten. Es war der richtige Moment, um aufzuhören.

Ein weiterer großer Hecht blieb uns somit versagt, und das Wetter hatte es auch nicht gut mit uns gemeint. Was den Spaß anbelangt, war dies jedoch wieder ein schöner Tag gewesen.

 

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