Angler Ted Entwistle vor der Isle of Wight

Teile die Seite, wenn sie dir gefällt. Danke

Südwestlich der Isle of Wight auf Großdorsche fischen, von Trevor Housby erfahren wir, wie es Angler Ted Entwistle dabei ergangen ist

Angler Ted Entwistle, ein kühler, verhangener Novembermorgen, alles andere als ideal, aber Ron Cowling, Skipper des Charterboots Our Mary will den Versuch wagen. Ein Berg von Ruten und Angelkästen wird ins Boot verladen, die Taue werden gelöst, und schon fahren wir langsam auf den Fluss hinaus, vor uns das offene Wasser des Solentkanals.

Kurz nachdem die Flussmündung hinter uns liegt, kommt eine steife Brise auf. Mitte November fischt es sich zwar ganz gut auf Dorsch, man muss allerdings mit starken Winden und schwerer See rechnen.

Als wir den Leuchtturm von The Needles umfahren, sehen wir die Isle of Wight in ihrer ganzen Länge. Die See scheint gut befischbar zu sein. Nach kurzer Überlegung entscheidet sich Ron für eine Stelle ungefähr zweieinhalb Meilen vor Scratchells Bay.

Angler Ted Entwistle

Unter Teds Leitung werden seit 1974 die Bootsmannschaften für England International zusammengestellt. 1985 gewann er den Television-South-Wettkampf; die Bass Plymouth International Boat Championships konnte er bereits zweimal für sich und sein Team entscheiden. Er hat schon Dorsche bis 16,36 kg gefangen.

9:05 Uhr Uptiding

Angler Ted Entwistle

Anders als in der Nähe von Schiffswracks, wo sich die Fische auf engstem Raum aufhalten, findet man die Dorsche an dieser Stelle in und um Vertiefungen im kiesigen Meeresboden. Mit dem Echolot versucht Ron, diese etwa einen Meter tiefen und zwei Meter breiten Rinnen auszumachen. Dann dreht er das Boot so, dass der Köder direkt in eine solche Rinne platziert werden kann, und geht vor Anker. In der Zwischenzeit hat Angler Ted Entwistle einige Tintenfische aus der Kühlbox genommen, damit sie ganz auftauen.

Während wir auf das Zurückgehen der Flut und auf die Ankunft der Dorsche warten, versucht Angler Ted Entwistle, mit Uptiding (Fischen gegen die Flut) auf andere Fischarten zu gehen.

Uptiding funktioniert bei Needles-Dorschen nicht, aber es besteht die Möglichkeit, dass sich ein großer Wittling für Teds Cocktail aus Tintenfisch – und Makrelenstreifen interessiert.

Angler Ted Entwistle montiert zwei Ruten für Dorsch und beschließt, beide mit einer Drahtschnur zu bestücken. Er möchte das Verhalten einer nicht geflochtenen („Nicro“) mit dem einer geflochtenen Schnur vergleichen. Er ködert zwei Tintenfische an: Den einen hakt er am Kopf und an der Körperspitze an, den anderen befestigt er an der Körpermitte.

Angler Ted Entwistle

Ein Blick in die Kabine von „Our Mary“: Schwarzweiß – und Farbecholotgeräte liefern ein genaues Bild des Meeresbodens und zeigen sogar einzelne Fische an.

 

9:35 Uhr Warten auf den Dorsch

Ein guter Biss an der Uptide-Angel ergibt einen schwach gefleckten Hunds Hai. Er wird schnell vom Haken gelöst und kann unverletzt zurückgesetzt werden. Die Hundshaie sind ganz offensichtlich aktiv geworden – die Köder an den Dorschangeln sind angefressen. Doch das ist kein Problem. Ein Dorschköder ist immer so gut wie die Duft Spur; erst wenn sie versiegt ist, muss er erneuert werden. Angler Ted Entwistle schätzt, dass der Köder nach etwa 20 Minuten ausgelaugt ist.

Angler Ted Entwistle

Während er auf die Dorsche wartet, verbringt Ted seine Zeit mit Uptiding.

 

Korrosion

Angler Ted Entwistle

Spulen aus Metallegierung niemals mit Drahtschnüren verwenden. Ein Kratzer in der Spule genügt schon, um zwischen Draht, Spule und Seewasser eine galvanische Reaktion in Gang zu setzen, und die Spule beginnt zu korrodieren. Man kann dies vermeiden, indem man etwas Nylonfüllschnur aufspult.

Die Dorschgründe um die Isle of Wight werden von starken Fluten umspült – so stark, dass das Fischen mit normalen Nylonschnüren schwierig wird. Drähte, die ja von Natur aus steif sind und ein hohes Eigengewicht besitzen, durchschneiden den kraftvollen Lauf der Flut. Das bedeutet, dass man leichtere, einfacher verwendbare Bleie benutzen kann.

Angler Ted Entwistle zieht die geflochtene Drahtschnur der Nicroschnur vor, da sie geschmeidiger ist und einen geringeren Durchmesser aufweist. Er nimmt eine geflochtene Schnur von mindestens 50 Ib (22,7 kg) Tragkraft. Das hört sich nach schwerem Zeug an, aber einen in der starken Flut gehakten Großdorsch muss man hier schon aus 30 m Tiefe nach oben pumpen.

Noch immer gibt es keine Anzeichen für Wittlinge oder Dorsche, aber die Uptide Ruten haben uns noch einige Hundshaie eingebracht.

 

12:55 Uhr Die Zeit ist reif

Die Flut lässt allmählich nach. Ein kraftvolles, hartes Klopfen fährt in die mit Nicro-Drahtschnur bestückte Rute. Nur ein hungriger Dorsch mit einem ordentlichen Gewicht kann so zubeißen. Angler Ted Entwistle gibt dem Fisch noch einen Meter Schnur; damit er den doppelten Tintenfischköder ganz aufnehmen kann. Sekunden später biegt sich die Rute kräftig durch, und der erste Dorsch ist auf dem Weg nach oben.

Dorsche liefern zwar nicht gerade einen spektakulären Kampf, aber fehlendes Tempo gleichen sie durch unglaubliche Beharrlichkeit wieder aus. Skipper Cowling hält schon das Netz bereit und befördert den Fisch mit einem kräftigen Schwung an Bord. Die Waage zeigt exakt 8,2 kg. Die Dorsche aus der Gegend um die Isle of Wight erreichen bis zu 18 kg .

Die Hundshaie und Franzosendorsche machen sich wieder über die Köder an der Uptide-Angel her. Mehrere von ihnen werden gefangen und zurückgesetzt, aber es gibt immer noch keine Anzeichen für einen Dorschbiss.

Dorsche fressen einerseits tote Beute, ernähren sich andererseits aber auch räuberisch. Auf ihrem Speiseplan finden sich neben Krebsen und anderen Schalentieren auch Seesterne und kleinere Fische. Dem Dorsch ist es ziemlich egal, welche Fischart er frisst – Hauptsache, es gibt genügend davon. Franzosendorsche sind klein und bilden Schwärme mit Tausenden von Fischen, die den Dorschen als
Weidegrund dienen.

Angler Ted Entwistle

Wo sich Franzosendorsche aufhalten, da sind die Dorsche nicht mehr weit.

 

13 :30 Uhr Mit der „Sandretti“

Die Franzosendorsche, Hundshaie und vereinzelte kleine Dorsche bearbeiten immer noch die ausgelegten Tintenfischköder. Angler Ted Entwistle hat bereits die dritte Packung seiner importierten Tintenfische angebrochen. Seine beiden Drahtschnurruten sind aus Hohlglasblanks gefertigt.

Seine Lieblingsrute, eine von der längst in Vergessenheit geratenen Modern Arms Company hergestellte „Sandretti“, hat an jedem Schnurlaufring ein Führungsröllchen. Drahtschnüre erfordern die Verwendung eines Spitzenringführungsröllchens, besser noch, eines kompletten Satzes von Führungsröllchen. Wer eine Drahtschnur ohne Röllchen verwendet, kann seine Schnur: gleich nach dem ersten Angeltag wegwerfen.

Angler Ted Entwistle

Angler Ted Entwistle schaut zu, wie Ron den ersten Dorsch keschert. Bei einem so wuchtigen Kopf und dem kräftigen Köper verwundert es nicht, dass Dorsche sich so beharrlich wehren können.

15:05 Uhr Genügend Schnur

Die Rute am Heck biegt sich unter kräftigem Zug durch. Angler Ted Entwistle reagiert darauf, indem er dem Fisch etwas Schnur gibt. Dorsche lassen beim geringsten Widerstand sie den Köder fallen und verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Wenn man ihnen jedoch ein wenig Schnur gibt, nehmen sie den Köder ganz auf.

Wer auf einen Dorschbiss anschlägt, verliert schon mal einen Dorsch, also verzichtet Angler Ted Entwistle auf einen Anschlag und holt stattdessen ganz langsam ein. Die Rute biegt sich voll durch – ein sicheres Zeichen, dass der Dorsch den Köder jetzt ganz aufgenommen hat. Durch geradliniges Anheben der Rute werden die beiden 8/0er Haken gesetzt, und der Fisch ist dran.

Das Wiegen erübrigt sich, da dieser Fisch in etwa die Größe des ersten hat – ein schönes Paar Sechzehnpfünder.

Angler Ted Entwistle

Ein schöner Needles-Dorsch von 8,16 kg. Angler Ted Entwistle betont immer wieder, wie wichtig es ist, Geduld zu haben. Viele Angler (aber auch Skipper) können einfach nicht auf den Dorsch warten.

 

15:15 Uhr Ein Dorschtrio

Der Haken ist frisch beködert, und wir sind wieder frohen Muts. Diesmal biegt sich die Rute binnen Sekunden voll durch, und nur wenige Augenblicke später tritt ein dritter, etwas kleinerer Dorsch die Reise zur Bratpfanne an. Die Waage zeigt 7,5 kg.

 

 

Da das Wetter mittlerweile so richtig garstig geworden ist, beschließt Ron, den Anker zu lichten und heimwärts zu fahren. Es war ein recht erfolgreicher Angeltag, vor allem hat Angler Ted Entwistle uns gezeigt, dass unter den entsprechenden Bedingungen das Fischen mit Drahtschnüren anderen Methoden überlegen ist.

Angler Ted Entwistle

Ron hat einen Nagelrochen gehakt und begutachtet den interessanten Fisch. Zwischen Ende März und Mitte Juni gibt es hier jede Menge Rochen.

 

Bestzustand

Nach jedem Ausflug die Drahtschnüre unter laufendem Wasser waschen und mit einem Feuchtigkeitsschutzmittel (Pilchardöl) behandeln. Einmal im Jahr auch die Drahtschnur auf der Spule umgekehrt aufspulen! Das verringert den Verschleiß.

Angler Ted Entwistle

Angler Ted Entwistle mit seinem ersten und zweiten Dorsch – letzterer auch um 8 kg schwer. Ferner kommen hier vor: Kliesche, Steinbutt, Glattbutt, See- barsch und Pollak.

 

Weitere Meister-Angler
  1. Angler John Wilson am Wensum in England bei New Costessey
  2. Angler Mark Pollard, Matchangler des Jahres 1987/88
  3. Angler Andy Little und die Winterkarpfen am Rocla Lake
  4. Angler Neville Fickling auf Kiesgruben-Hechte
  5. Angler Alan McAtee am Chorlton Water Park.
  6. Angler Mark Downes beim Angeln am Grand Union Canal
  7. Angler John Watson beim Winterangeln am Wensum
  8. Angler Dewi Evans beim Äschen angeln am Bala Lake
  9. Angler Carsten Wagner zeigt erfolgreiches Trolling-Fischen